Aserbaidschan - 24.07. – 27.07.2013

Nicht ahnend, dass Aserbaidschan nur eine Durchgangsstation sein wird, sollen wir für 19 Stunden Gäste dieses Frachters bleiben. Tagsüber versuchen wir, es uns im Schatten der Rettungsboote „gemütlich“ zu machen und nutzen die Zeit, um einfach nur vor uns hinzudösen und den Wellen zuzusehen. Als absolut seeuntüchtiges Weichei bin ich dem Meer dankbar für die seichten Wellen.

 

 

Gegen Abend erreichen wir den Hafen von Baku. Es dauert noch weitere 3 Stunden, ehe wir von Bord können, um mehr als 1000 Dollar leichter. Wir haben für die Überfahrt den unverschämten Preis von 800 Euro entrichten dürfen, davon 140 Euro für unsere „Luxuskabine“ und für die Durchquerung des Landes noch einmal 105 Dollar „Wegezoll“. Die Registrierungsbehörde setzt dem Ganzen noch die Krone auf, als uns offeriert wird, dass wir genau drei Tage Zeit haben, das Land zu verlassen. Ich bin geschockt und stinksauer. Wir haben ein 30-Tage-Visum aber unser Fahrzeug ist in keinem Verzeichnis der Zollbehörden hinterlegt. Wir sind weder ein PKW noch ein Truck, also stuft man uns als Personentransportfahrzeug bis 12 Personen (Bus) ein, mit der Option, nur für den Transitverkehr zugelassen zu werden.

Nein, Aserbaidschan ist genau so wenig wie Turkmenistan ein Paradies für Touristen.

 

Baku - 24.07./26.07.2013

Wir streichen unser Programm rigoros auf einen Tag Baku, einen Tag Sheki und einen Tag Fahrt bis zur Grenze nach Georgien zusammen. Am nächsten Morgen (unser Auto steht sicher im Hafen), steht Baku Altstadt auf unserem Programm. Eigentlich hatte ich gar keine Lust mehr auf diese Stadt, ein Molloch, wie ich meinte. Doch das war ein Trugschluss. Baku entpuppt sich als wirklich interessante und abwechslungsreiche Stadt. Häuser mit reich gegliederten Fassaden aus der Zeit des Ölbooms, sowjetischer Klassizismus

 

 

und moderne Stahl- Glaskonstruktionen konkurrieren miteinander,

 

 

gesäumt von gepflegten Parkanlagen und einer modernen Strandpromenade.

 

 

Versteckt hinter geschützten Mauern der inzwischen zum UNESCO Weltkulturerbe erklärten Altstadt liegt ein Labyrinth kleiner Gassen und Gässchen, die unzählige Moscheen, Karawansereien und Bäder bergen.

 

 

Darüber erhebt sich die alte Festung, deren Inneres momentan kräftig rekonstruiert wird. Zu unserem Ärger ist auch der Jungfrauenturm, das Wahrzeichen Bakus, eingerüstet.

 

 

Am Abend kehren wir hoch zufrieden aber fußlahm und total verschwitzt im „Paul´s“ ein. Die ultimative urdeutsche Bierkneipe und ehemals Treffpunkt für alle in Baku ansässigen Deutschen, hat sich zum von Ausländern aller Nationen gutbesuchten Bierlokal und Steakhouse entwickelt. Als Deutsche werden wir herzlich begrüßt und kehren sehr viel später als geplant wieder zu unserem Grauen in den Hafen zurück.

 

 

Sheki - 26.07./27.07.2013

Die Stadt Sheki liegt ca. 300 km von Baku in nordwestlicher Richtung an den Südausläufern des Großen Kaukasus und auf unserem Weg nach Georgien. Mit zunehmender Höhe verändern sich Klima und  Vegetation. Die Temperaturen pegeln sich bei milden 25 Grad ein, die Wiesen werden wieder bunt, bewaldete Berghänge sind eine Wohltat für´s Auge, wir durchfahren von Wallnuss- und anderen Laubbäumen gesäumte prächtige Alleen und erreichen am späten Nachmittag das schöne Städtchen Sheki. Die wohl bedeutendste Sehenswürdigkeit dieser mehr als 2000 Jahre alten Stadt ist der im osmanischen Stil erbaute Khan Palast aus dem 18. Jh., der angeblich ohne einen einzigen Nagel errichtet wurde.

 

 

Die florale Malerei in den Innenräumen (fotografieren leider verboten) des Palastes sind ein einziger Farbenrausch, ebenso die Buntglasfenster, die mit meisterhafter Holzschnitztechnik zusammengehalten werden.

Eine andere Besonderheit Shekis sind zwei hervorragend restaurierte Karawansereien, deren eine als Hotel ausgebaut wurde und großen Zuspruch auch bei den einheimischen Gästen findet.

 

 

Nachdem wir dem Palast des Khans einen Besuch abgestattet und auch die etwa 480 Jahre alten Platanen vor dem Palast gebührend gewürdigt haben, schlendern wir ins hübsche und belebte Städtchen.

 

 

Bei der Rückkehr zu unserem Auto hat sich Besuch eingestellt. Zwei junge Männer, Studenten aus Österreich mit ihrem kleinen Fiat (Mongoleireisende wie sich herausstellt) haben auf uns gewartet. Unter dem Motto „From Austria to Mongolia“ nehmen sie mit rund 200 weiteren Fahrzeugen an einer Benefiz-Ralley teil, bei deren Abschluss die Autos für ein Kinderhilfswerk versteigert werden. Sie werden die Route fahren aus der wir kommen und da gibt es natürlich eine Menge zu besprechen. Die Karten werden auf der Motorhaube des kleinen Vehikels ausgebreitet, Stifte gezückt und Notizen gefertigt. Noch heute wollen die beiden nach Baku weiterfahren und setzen ihre Reise alsbald fort, während wir es uns in unserem Grauen gemütlich machen.

 

 

Morgen werden wir die Grenze nach Georgien passieren und endlich wieder frei sein in unserer Planung. Statt Visa- und Polizeiauflagen wird uns hoffentlich ein touristenfreundliches Land empfangen.