Turkmenistan 17.07. –  23.07.2013

Wir haben unseren Khiva Besuch soweit es möglich war, ausgedehnt und starten gegen 15.00 Uhr in Richtung usbekisch/turkmenische Grenze. Für die ca. 65 km brauchen wir etwa 1 Stunde und waren der Ansicht, ausreichend Zeit zur Erledigung der Grenzformalitäten für beide Seiten eingeplant zu haben. Da hatten wir aber die Rechnung ohne die usbekischen Zöllner gemacht. Offensichtlich waren wir heute das erste und einzige Auto, welches der kleinen Grenzstation die Ehre gab ….. man ließ sich sehr viel Zeit und kontrollierte aufs Genaueste, ob wir nicht etwa Bomben, Waffen und Drogen an Bord hätten ….

Als wir die Tortur dann endlich überstanden hatten, war man auf turkmenischer Seite bereits dabei, die Pforten zu schließen. Unser turkmenischer Guide, der uns an der Grenzstation mit den Unterlagen für unser turkmenisches Visum in der Tasche seit Mittag erwartete, wirkte reichlich nervös, als uns kurz vor 18.00 Uhr (um diese Zeit macht man hier Feierabend und schließt die Grenze einfach zu) die Patrouille doch noch passieren lässt. Die polizeilichen Formalitäten sind schnell erledigt, unsere „Eintrittsgebühr“ ins Land mit insgesamt 461 Dollar (davon 100 Dollar Transitgebühr, 147 Dollar Subventionsabgabe für Diesel – der Liter kostet hier 16 Eurocent -, 70 Dollar Versicherung und 5 Dollar Bearbeitungsgebühr, sowie 110 Dollar für die beiden Visa und 24 Dollar Registrierungsgebühr) entrichtet. Anders steht es mit der Zollkontrolle. Statt schnell nach Hause zu kommen (wie wir es erwartet hatten), nimmt man sich auch hier sehr viel Zeit, stöbert durch sämtliche Schränke, stellt dumme Fragen und lässt auch unsere Betten nicht ungeschoren. Als einer der übereifrigen Zöllner mit seinen „Schweißmauken“ durch unsere frisch bezogenen Betten turnt, werde ich energisch, mit Erfolg (Mamas Erziehung hat wohl doch Früchte getragen).

Nach insgesamt knapp 3 Stunden Grenzstress (wir liegen immer noch deutlich unter dem Durchschnitt) können wir dann endlich weiterfahren. Unser Hotel, unweit der Grenze erwartet uns bereits. An dieser Stelle sei gesagt, dass wir ein Touristenvisum (10 Tage) für Turkmenistan beantragt hatten und nicht, wie die meisten unserer Reisebekanntschaften ein Transitvisum für max. 5 Tage. Das bedeutet jedoch, dass wir nur in Begleitung eines turkmenischen Guides reisen dürfen und zur Übernachtung in jedem Fall die angebotenen Hotels aufsuchen, da wir bei Temperaturen auch in der Nacht weit über 30 Grad unmöglich in unserem Auto übernachten können (die Klimaanlage läuft nur mit halber Kraft). Der Vorteil des recht teuren „Sorglospaketes“  besteht darin, dass wir die wenigen Highlights des Landes zu sehen bekommen und mit Sicherheit mehr über Land und Leute erfahren, als in jedem Reiseführer nachzulesen ist.

Turkmenistan mit seinen 5 Hauptprovinzen ist eines der am wenigsten erkundeten Länder der südlichen Seidenstraße (7000 Touristen wurden in 2012 gezählt) und wird auf Grund vielfältiger Restriktionen von den meisten Reisenden lediglich als Durchgangsstation genutzt. Die größte Wüste Mittelasiens, die karge Wüste Karakum, beherrscht 80 % der Gesamtfläche des Landes. Unter den harten Lebensbedingungen in der Karakum hat sich das Land bis heute einen Großteil seiner nomadischen Traditionen bewahrt. In der Hauptstadt Ashgabat leben von den 6 Millionen Einwohnern Turkmenistans etwa 1 Million Menschen.


Konya-Urgench - 18.07.2013

Wir werden zunächst die Ruinen der fast versunkenen Stadt Konya-Urgench an der Seidenstraße im Nordwesten Turkmenistans besuchen. Der Landrover unserer Begleiter steht uns dafür zur Verfügung und wir gönnen unserem Grauen eine wohlverdiente Pause. Die Stadt Konya-Urgench war bereits im 1. Jh. n.Chr. ein bedeutendes Zentrum an der nördlichen Route der Seidenstraße, die zum kaspischen Meer und nach Russland führte. Ihre wechselhafte Geschichte mit vielen Eroberungen, Zerstörungen und Wiederaufbau hat Konya-Urgench mit allen anderen großen und bedeutenden Städten Mitteasiens gemeinsam. Leider sind hier nur noch wenige Zeugnisse vergangenen Reichtums verblieben und diese wurden 2005 in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen. Die wohl bedeutendsten und z.T. restaurierten Bauwerke sind das Turabeg-Khanum-Mausoleum aus dem 14. Jh., das Minarett Kutlug Timur aus dem 11. Jh. sowie das Mausoleum des Sultan Tekesch aus dem 12. Jh..

 

 

Außerdem besuchen wir einen heiligen Ort, den insbesondere die Frauen aufsuchen, die noch keinen Sohn geboren haben oder überhaupt noch kinderlos geblieben sind. Als Bittgaben werden kleine Wiegen mit Puppen in einem mystischen Kreis aufgestellt, der dreimal umrundet wird…..

 

 

Gegen Mittag fliehen wir die Hitze und erreichen am frühen Nachmittag wieder unser Hotel in Dashogus. Noch am gleichen Tag treten wir die Weiterreise nach Süden quer durch die Karakum-Wüste an. Wir werden die Karakum von Norden nach Süden in 1,5 Tagen durchqueren. Unser heutiges Ziel, der Feuerkrater bei Darwaza, liegt etwa 430 km entfernt mitten im Zentrum der Wüste. Die Straße, unerwartet gut, ermöglicht uns ein zügiges Vorwärtskommen. So erreichen wir noch vor Sonnenuntergang unser Ziel und stehen endlich wieder einmal unter freiem Himmel.

 

 

Feuerkrater bei Darzawa – 18.07./19.07.2013

Wir riskieren einen Blick in den Höllenschlund …. der Feuerkrater ist das Resultat eines ungenügend abgesicherten Bohrlochs auf der Suche nach Erdgas. Die Bohrstelle stürzte ein und hinterließ dieses Erdloch mit ca. 20 m Tiefe und einem Durchmesser von 200 m, aus dem seit mehr als 40 Jahren Erdgas austritt. Ein Nomade, dem die Herde auf Grund des austretenden Gases nach und nach kaputt ging, warf einen brennenden Reifen in den Krater, um die todbringenden Gase abzufackeln und schuf somit ein gern besuchtes Ausflugsziel inmitten der Wüste. Die umliegenden Nomadenfamilien haben sich den „Touristenstrom“ zunutze gemacht und kleine Cafés am Straßenrand eröffnet.

 

 

Wir verlassen die Straße nach dem Besuch eines ebensolchen Etablissements und fahren 8 km querfeldein, um in unmittelbarer Kraternähe zu campieren.

 

 

Nach Sonnenuntergang kühlt die Temperatur merklich ab (von ca. 46 auf 33 Grad) und ein leichter Windzug lässt uns ein bisschen durchatmen.

 

 

Am anderen Morgen verlassen wir unseren Lagerplatz kurz nach Sonnenaufgang (6.00 Uhr) und treten die Weiterfahrt nach Ashgabat, der Hauptstadt Turkmenistans, an. Ich verabschiede mich von der Wüste, nicht ohne wenigstens ein paar Erinnerungsfotos von einem meiner Lieblingsmotive mitzunehmen.

 

 

Ashgabat – 19.07. – 22.07.2013

Ashgabat (ehemals verbotene Stadt) – eine Stadt der Superlative, die so gar nichts Heimeliges hat: „Weiße Marmorstadt“ bei Tag, „Las Vegas“ bei Nacht, die Stadt der tausend Springbrunnen (im Guinessbuch der Rekorde vermerkt) mit pompösen Monumentalbauten, prunkvoll inszeniert inmitten von wohlgeordneten Parkanlagen mit Müllbehältern aus Edelstahl und unzähligen, voluminösen Laternen, ….

 

 

........eine Stadt mit hohen Zäunen um Präsidentenpalast und Regierungsviertel mit einem Polizei- und Militäraufgebot, das seinesgleichen sucht. An jeder Ecke, auf jedem öffentlichen Platz, in jedem Hotel sogar auf dem Basar grüßen der alte und der neue Präsident ihre „Untertanen“. Eine Stadt ohne Leben (vielleicht sind wir auch zur falschen Zeit hier, tagsüber steht das Thermometer bei über 45 Grad).

 

 

Das Fotografieren der öffentlichen Anlagen ist strengstens verboten. Die Frage nach dem „Warum?“ ist nicht gerade opportun, liberales Gedankengut unerwünscht. Kein Wunder, dass der sich für alles und jedes interessierende Tourist dem Feindbild am nächsten kommt und misstrauisch beäugt (und an die Hand genommen) wird. Das ist nicht jedermanns Sache und auch wir fühlen uns irgendwie unfrei.

Größenwahn und Selbstverherrlichung einem vergänglichen Reichtum, dem Erdgas, geschuldet, treiben in Ashgabat ihre Auswüchse. Aus dem weit in die Vergangenheit zurückreichenden, ewig geduckten Volk sind viele willfährige Befehlsempfänger hervorgegangen. Staatsbedienstete genießen besondere Privilegien (z.B. werden 50% der Kosten bei einem Wohnungskauf vom Staat finanziert – aber nur, solange, der „Diener“ im Staatsdienst steht – also nicht aufmuckt). Im Übrigen sind für die Bewohner von Ashgabat Strom und Wasser kostenfrei (es gibt keine Zähler), dazu erhält jeder Halter eines PKW 120 Liter Kraftstoff monatlich unentgeltlich vom Staat…. der Verschwendung sind Tür und Tor geöffnet…… wie lange mag das gehen???

Unser Hotel liegt im Zentrum der Stadt und wir begeben uns am späten Nachmittag, als die Sonne das Gehirn nicht mehr ganz austrocknet, auf den russischen Basar, der nicht zu vergleichen ist mit einem orientalischen Basar (eher shop in shop). Immer noch auf der Suche nach den herrlichen Kelims (die wir leider in Buchara nicht gekauft haben), besuchen wir das eine und andere Geschäft, in welchem traditionelle Handarbeiten verkauft werden. Die Preise sind exorbitant und wir belassen es beim Anschauen. Am Abend schlendern wir durch das lichtdurchflutete Stadtzentrum in Richtung Regierungsviertel und stellen fest, die einzigen Fußgänger zu sein. Als wir uns dem Präsidentenpalast nähern wollen, werden wir von einem Militärposten zurück gewiesen (Ansehen aus der Nähe verboten), was uns jedoch nicht davon abhält, einen Blick auf die Zufahrt zum Regierungsviertel zu werfen …. mit selbstleuchtender Fahrbahnmarkierung ….. wir fallen fast vom Glauben ab.

Am anderen Morgen hat unser Guide mit seinem Fahrer eine Fahrt ins nahe Ausgrabungsgebiet Nisa und eine anschließende Stadtrundfahrt für uns organisiert. Alt-Nisa wurde wahrscheinlich im 2. Jh. v. Chr. besiedelt. Die Archäologen vermuten, dass es sich bei dieser Ausgrabungsstätte um eine Königsresidenz der Parther handelt, da die Anlage einen für Mittelasien untypischen 5-eckigen Grundriss aufweist. Die Ausgrabungen, von Italienern und Russen betrieben, laufen z.Zt. noch und viele Fragen sind ungeklärt. Interessant und sehenswert ist die Anlage allemal.

 

 

Danach geht es zurück nach und durch Ashgabat. Die größte Moschee Mittelasiens, Kiptschak, und das in unmittelbarer Nachbarschaft befindliche Mausoleum des alten Präsidenten sind eine Augenweide.

 

 

Das geben wir unumwunden zu. Die Parade bei der Wachablösung vor dem Mausoleum des alten Präsidenten ist zackig. Ich beneide die Jungs nicht, die da in der sengenden Hitze 1 Stunde lang bewegungslos stehen müssen….

 

 

Nach Sonnenuntergang gibt es noch einmal eine Rundfahrt durch das beleuchtete Ashgabat und von Ferne dürfen wir auch fotografieren.

 

 

Morgen hat man uns einen Flug zur Ruinenstadt Merw gebucht (von dem wir nichts wussten) und wir werden in aller Frühe vom nahe gelegenen Flughafen aus starten. Doch vor dem Zubettgehen statten wir zum wiederholten Male der gleich in der Nachbarschaft zu unserem Hotel liegenden „Schokoladnitza“ einen Besuch ab.

 

 

Das Tortenangebot in dieser Chocolaterie ist umwerfend, nicht nur fürs Auge, auch für den Gaumen. Als trinkgeldzahlende Kunden (das ist hier nicht üblich) werden wir herzlich begrüßt und sehr zuvorkommend bedient.

 

 

Das Mobilar erinnert mich an das Cosel Palais in Dresden und ich fühle mich sehr wohl, schlage deshalb auch mein „Büro“ gelegentlich hier auf.

 

Mary / Merw – 21.07.2013

Neben Bagdad, Damaskus und Kairo war Merw einst eine der größten Städte in der islamischen Welt und ein wichtiges Handelszentrum an der Seidenstraße. Die heutige Ruinenstadt Merw ist in ihrer Anlage einzigartig. Sie besteht aus einer Reihe mehrerer, im Laufe der Jahrhunderte nicht übereinander, wie allgemein üblich, sondern nebeneinander erbauter Städte. Die älteste der Städte, Erk Kala, bestehend aus einer 12 ha großen Wohnansiedlung mit Zitadelle und Befestigungsmauern, datiert aus dem 6. Jh.v.Chr., die jüngste, Bairam Kala stammt aus dem 18. Jh..

 

 

Die witterungsanfällige Lehmbauweise ließ nur wenige, großartige Monumente die Zeit überdauern. Das Ibn Said Mausoleum ist eines davon, ebenso die Mauern des Jungfrauenpalastes  Kyz Kala sowie das Mausoleum von Sultan Sanjar, um das sich eine schöne Legende webt. Noch heute pilgern viele Turkmenen zu diesen Städten der Liebe und des einstigen Ruhmes.

 

 

Am Abend geht unsere Maschine zurück nach Ashgabat. Morgen setzen wir unsere Fahrt nach Türkmenbashi, dem einstigen Krasnovodsk (zu sowjetischer Zeit) mit Zwischenstopp in Balkanabat fort. In Türkmenbashi wartet die Fähre auf uns (oder wir auf sie, je nachdem?), um uns über das Kaspische Meer nach Baku in Aserbaidschan zu bringen.

Die Fahrt wird anstrengend, die Straßen nähern sich auf langen Abschnitten kasachischen Verhältnissen an und wir sind froh, am späten Abend unser sehr schönes Hotel in Balkanabat zu erreichen. Die letzten 150 km bis zur „Grenze“ absolvieren wir am nächsten Morgen und erreichen den Hafen von Türkmenbashi bereits am späten Vormittag.

 

 

Statt der erhofften frischen Brise empfängt uns klebrige Hitze. Ob wir mit der Fähre heute noch mitkommen, ist ungewiss. Wir stehen auf der Warteliste und ärgern uns über unseren Guide, der vielleicht aus Gram, uns nicht unmittelbar nach der Ankunft „abschieben“ zu können, bereits zum Mittag reichlich angetrunken ist. Bis zum Abend haben wir einige der vielen unverständlichen Formalitäten erledigen können, im Besitz eines Tickets für die Überfahrt sind wir allerdings noch nicht……

Es ist bereits nach 23.00 Uhr, als wir als letzte und einzige Passagiere auf die Fähre fahren (unser Grauer teilt sich die Garage mit 7 Aufliegern). Die Fähre, ein reines Frachtschiff, weist keinerlei Annehmlichkeiten für Passagiere auf (nicht einmal einen Stuhl). Man weist uns eine stickige Kajüte zu, deren einziger Vorteil darin besteht, dass wir sie nicht mit der Mannschaft teilen müssen. Noch lange nach Abfahrt der Fähre aus dem Hafen (gegen 1.00 Uhr legen wir ab), ziehen wir es vor, an Deck zu nächtigen, derweil unsere Kajüte durchlüftet. Etwas irritiert ob des eingeschlagenen Schiffsweges finden wir zunächst keinen Schlaf (Baku liegt im Nordwesten, wir fahren nach Südosten), bis wir den Grund dafür gefunden haben. Die Fähre muss die im Kaspischen Meer stationierten Bohrinseln in Ufernähe umschiffen, ehe der reguläre Kurs eingeschlagen werden kann. Mit diesem Wissen betten wir unsere müden Häupter in die räudigen Kojen (ohne Bettzeug, Handtücher, Seife, etc., auch Toilettenpapier ist aus)…….

 


 Fortsetzung im Berichtsteil Aserbaidschan!!!