Türkei - 09.08. – 21.08.2013
Ostanatolische Bergwelt / Vansee/ Nemrut Dagi/ Kappadokien / Pamukkale / südliche Ägäis
Die Türkei ist eines unserer liebsten Urlaubsländer. Grund dafür ist die Vielfalt der Landschaften, die Kultur, die schmackhafte Küche und die freundlichen Menschen, insbesondere unsere Freunde, die wir hier immer wieder gern besuchen. Im vergangenen Jahr sind wir bis zu den Tuffsteinhöhlen Kappadokiens vorgedrungen. Nun bereisen wir das Land aus der entgegengesetzten Richtung. Wir bewegen uns in Kurdenland und dem Aufgebot an Militär nach zu urteilen, brodelt es hier noch immer. Die Kurden aus der Osttürkei, dem Iran und Irak wollen lieber auf eigenen Beinen stehen als von ihren Heimatländern abhängig zu sein. Wir werden vorsichtig sein und wählen, nachdem wir unsere Mitfahrer, ein junges Pärchen (er Pole, sie Chilenin), das wir in Vardsia „aufgegabelt“ und in der Stadt Kars wieder „ausgesetzt“ haben, für unsere erste Übernachtung einen Platz in Tankstellennähe mitten im Hochland Ostanatoliens.
Durch das Ostanatolische Bergland bis zum Vansee
Wir durchfahren die Ostanatolische Hochebene, deren Oberfläche von großen jungvulkanischen Decken, bestehend aus Tuff, Basalt und Lava überzogen ist. Aus diesem Hochland erheben sich unzählige Vulkankegel bis auf über 3000 m Höhe, überragt vom Großen Ararat.
Hier beschäftigen sich die Menschen wie vor Jahrhunderten mit Ackerbau und Viehzucht.
Mitunter begegnen uns ganze Nomadendörfer, die ihr Sommerlager für die Weidewirtschaft aufgeschlagen haben.
Heute ist unsere letzte Chance, dem Ararat einen Besuch abzustatten und so versuchen wir, uns dem Berg der Berge dieser Region aus iranischer Richtung zu nähern. Bald haben wir ein schönes Plätzchen inmitten des Lavafeldes am Fuße des Berges gefunden, wappnen uns mit Geduld und schlagen Tisch und Stühle auf.
Noch ist das weiße Haupt des Ararat umwölkt. Der Wind gibt uns allerdings Hoffnung, dass sich dies ändern wird ….. mehr als zwei Stunden vergehen …. es soll nicht sein und so brechen wir unsere Zelte ab, fahren weiter in Richtung Vansee, den wir am Abend erreichen. Man kann nicht behaupten, der See wäre nicht erschlossen, jedoch leider nicht nach unseren Vorstellungen.
Die müllübersäten Badestrände werden dominiert von der Männerwelt und meine Sehnsucht nach einem erfrischenden Bad in dem klaren, türkisschimmernden Nass verfliegt zwangsweise. Als Ausgleich gibt es einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Nachdem wir Edremit, die Hochburg des Urlaubsparadieses hinter uns gelassen haben, schlagen wir unser Nachtquartier wiederum an einer Tankstelle auf.
Der zweite reine Fahrtag naht. Mehr als 500 km trennen uns noch von unserem Ziel, dem Nemrut Dagi. Die Straßen, das muss man wirklich betonen, sind super ausgebaut, so dass wir unerwartet schnell vorankommen und unser Ziel bereits am Abend, jedoch nach Sonnenuntergang erreichen. Ein glücklicher Umstand war uns dabei zu Hilfe gekommen. Der Euphrat, der diese Region in Richtung Irak durchfließt, ist auf türkischer Seite zur Stromgewinnung zum Atatürk-Stausee angestaut worden.
Da es z.Zt. noch keine Brückenverbindung zwischen den Ufern gibt, befahren zwei kleinere Fähren den See und setzen die Besucher über. Wir hatten ursprünglich keine Hoffnung, dass die Fähren für unsere Fahrzeuggröße ausgelegt sind. Nachdem wir allerdings die nicht zu übersehende Ausschilderung der Fährverbindung sichten, wagen wir den Versuch, mit dem Risiko, im Zweifel 30 km zurückfahren zu müssen.
Wenn auch die Fähren nicht unbedingt groß zu nennen sind, die Rückfahrt bleibt uns erspart und damit auch 150 zusätzliche km, die eine Umfahrung des Stausees mit sich gebracht hätte.
Am Abend erreichen wir den Nemrut Dagi, einen Berg im Herzen Ostanatoliens mit einer uralten, vorchristlichen Kultstätte und dem Grabmal des einstigen Herrschers dieser Region. Am Fuße der Anlage richten wir uns häuslich ein. Der Tag neigt sich bereits dem Ende entgegen und ein Aufstieg zu den Terrassen am Gipfel des Nemrut Dagi lohnt sich heute nicht mehr.
Nemrut Dagi
Am nächsten Morgen starten wir zwar nicht vor Sonnenaufgang (5.00 Uhr), aber sehr bald danach und erklimmen den steilen Aufstieg zur Ostterrasse des Nemrut Dagi.
Der Anblick der über 2000 Jahre alten, in Stein verewigten Ahnen des kommagenischen Königs Antiochos I. (69 - 38 v. Chr.) ist atemberaubend und ich erstarre in Ehrfurcht vor dem Können unserer Altvorderen, die es verstanden haben, mit simplen Werkzeugen dem harten Kalkstein diese faszinierenden Gesichter aufzuprägen; Gesichter, denen wir noch heute staunend in die Augen sehen können, auch wenn Wind und Wetter ihre Spuren hinterlassen haben.
Lange verweilen wir an diesem mystischen Ort, ehe wir den Berggipfel zur Westterrasse umrunden und den Rückweg antreten.
Erst am Abend werden wir auf der Westseite erneut aufsteigen. Dieses Mal sind wir leider nicht allein. Das Abendlicht lockt viele Besucher, in der Mehrzahl Einheimische, auf den Berg. Noch einmal lassen wir uns ein auf die Erhabenheit der in Stein gemeißelten Vergangenheit. Wir befinden uns an der Wiege der Menschheit, in einem Teil des Zweistromlandes…..
Über Kappadokien und Pamukkale zum Mittelmeer 12.08. - 20.08.2013
Lange nach Sonnenuntergang haben wir gestern noch den herrlichen Sternenhimmel genossen. Heute nun geht es weiter westwärts in Richtung Kappadokien über Kayseri. Dieser Stadt hatten wir bereits im vergangenen Jahr einen Besuch abgestattet. Eingedenk der ganz speziellen regionalen Spezialität und Gaumenfreude, des Schinkens, machen wir auch jetzt wieder Halt in Kayseri …. , finden sogar unseren Verkäufer vom letzten Jahr wieder und ….. gehen mit den Objekten unserer Begierde bepackt „nach Hause“. Die knapp 80 km bis zum Kaya Campground in Göreme bewältigen wir noch nach Sonnenuntergang. Voller Vorfreude auf ein kaltes Bier nehmen wir unseren alten Platz aus dem vergangenen Jahr wieder ein und werden mit Hallo begrüßt (man hat sich an uns erinnert, oder besser gesagt, wohl eher an unser graues Monster).
Als wir am nächsten Morgen von den Geräuschen der überfliegenden Heißluftballons geweckt werden und wir unsere ersten Runden im erfrischenden Pool auf der gegenüberliegenden Terrasse geschwommen sind, fühlen wir uns ein bisschen wie zu Hause.
Heute ist unser „freier“ Tag, den wir mal wieder nutzen, um euch zu updaten (free WiFi auf dem gesamten Campingplatz ohne Passwort und mit highspeed-rate … was will man mehr). Am Nachmittag fahren wir mit der Marschrutka, die hier „Dolmusch“ heißt, ins ca. 15 km entfernte Ürgüp (schließlich kennen wir uns aus), um nach einem kurzen Stadtbummel in einem der vielen kleinen Restaurants einzukehren und uns von der einheimischen Küche kulinarisch verwöhnen zu lassen …. Das war der Plan ….. gekommen ist es ein bisschen anders.
Die Türkei ist in erster Linie das Land der Baumwolle. Hier findet man die verschiedensten Baumwollstoffe in den unterschiedlichsten Qualitäten. Das soll jedoch nicht heißen, dass die Seide völlig fehlt. Die Stadt Bursa beispielsweise hat noch eine eigene Seidenfabrikation und noch immer fasziniert von unserem „Silk-Way-Trip“, halten wir Ausschau nach Seidenstoffen mit speziellen türkischen Motiven …. und werden in einem Geschäft in Ürgüp fündig. Die Verkäufer, Vater und Tochter, zeigen sich unseren Wünschen aufgeschlossen und in einer sehr inspirierenden und herzlichen Atmosphäre genießen wir bei Tee und türkischem Kaffee die Farben und Designs der Tücher und Kleider.
Bei einigen Kunstwerken können wir nicht widerstehen und am Ende der „Veranstaltung“ sind wir als Gäste der Familie zum Abendessen im Garten deren nahegelegener Galerie eingeladen.
Zu fortgeschrittener Stunde nach mehr als einer Flasche Raki (zu dritt) sind wir nicht mehr nur Kunden. Wir werden in Verbindung bleiben ………
Weiter geht die Fahrt am anderen Morgen. Der Raki sowie die kurze Nacht fordern ihren Tribut, wir sind nicht wirklich fit. Bis zur türkischen Mittelmeerküste schaffen wir es heute nicht mehr und so legen wir nach mehr als 10 Stunden Fahrt einen Zwischenstopp in Pamukkale ein. Hoch oben über dem „Baumwollschlösschen“ (so heißen die weißen Kalkterrassen übersetzt) richten wir uns zur Übernachtung in dem vom Touristentrubel weit entfernten Tepe-Camping ein. Nachdem wir (allerdings angekündigt und mit Zustimmung des Inhabers) den Rasen des Campgrounds reichlich ramponiert haben, nehmen wir auf der Aussichtsplattform mit herrlichem Blick über die Lichter der Stadt Denizli Platz und lassen uns bewirten. Es gibt köstliche Köfte-Bällchen mit Yoghurt und frischem Salat und ein kaltes EFES (Bier). Das haben wir uns heute verdient.
Nach einem gemütlichen Frühstück im Schatten der Feigenbäume verlassen wir den gastlichen Ort, um uns wieder ins Tal zu begeben. Wir waren im Frühjahr 1999 hier und damals die einzigen Touristen (es war die Zeit, als der Anführer der türkischen PKK, Öcalan, von der damaligen Regierung verhaftet und gefangen gesetzt wurde und alle Reiseorganisationen ihre Buchungen in die Türkei gecancelt hatten). Als wir der 50 Reisebusse ansichtig werden, die an die ca. 2000 Touristen durch dieses einzigartige Naturerlebnis „schleusen“, entgleisen uns die Gesichtszüge.
Noch schlimmer wird es, als wir den, den Sinterterrassen vorgelagerten und offensichtlich neu angelegten „Natural Park“ sichten. Der Name „Disneyland“ hätte dem Park wohl eher angestanden. Ich bin einfach entsetzt und habe nur den einen Wunsch, weg von hier. Ich möchte den Traum von unberührter Natur in Erinnerung behalten, obwohl dies damals schon nicht mehr ganz zutreffend war.
Ehe wir Pamukkale verlassen, statten wir Mevlut, einem langjährigen Freund meines Habibi noch einen Besuch ab. Die Freude über das unerwartete Wiedersehen ist groß, wird allerdings getrübt von der Ankündigung, dass wir unsere Fahrt noch am gleichen Tag fortsetzen wollen.
Aspat - das kleine Paradies am Mittelmeer
Heute ist das Ferienparadies ASPAT nahe Bodrum unser Ziel. Hier waren wir im letzten Jahr auf unserer Kappadokien Reise zu Gast bei unserem Freund Murat. Wir hoffen auf ein Wiedersehen und so steuern wir am späten Nachmittag, getreu den Weisungen unseres Garmins folgend, erwartungsvoll unser Ziel an. Als wäre es gestern gewesen, fühlen wir uns sofort heimisch und Murat hat dafür gesorgt, dass wir auch während seiner Abwesenheit alle Annehmlichkeiten erfahren.
Am Abend gibt es dann ein herzliches Wiedersehen. Murat hat tatsächlich seine Termine in Ankara gecancelt und nimmt sich das ganze Wochenende Zeit für uns, toll. Wir haben uns fast ein Jahr nicht gesehen. Da gibt es viel zu erzählen. Wir genießen das Meer und die unübertroffene Gastfreundschaft Murats in der einzigartigen, malerischen Bucht am ASPAT Berg (www.aspat.com.tr).
Am Sonntagnachmittag wollen wir uns mit Professor Adnan in dessen Refugium, die Ausgrabungsstätte Pedasa (www.pedasa.org) begeben, um die Fortschritte der Arbeiten in Augenschein zu nehmen. Den Professor, noch immer auf der Suche nach interessierten Sponsoren, kennen wir aus seiner sehr einprägsamen Führung durch das bereits gut erschlossene Gelände aus dem letzten Jahr. Da wir uns hinsichtlich der Terminierung offenbar missverstanden haben, kommt es nicht zur Umsetzung unserer Verabredung.
Nach einer Abschiedsrunde im Meer und einem letzten Verwöhnfrühstück in der Aspat Lounge setzen wir unsere Fahrt in Richtung Europa fort. Wir werden wie im letzten Jahr über Griechenland, Mazedonien, Albanien, Montenegro und Kroatien nach Hause zurückfahren. Unterwegs werden wir uns noch einen Wunsch erfüllen und der wunderbaren Stadt Dubrovnik einen neuerlichen Besuch abstatten. Wir freuen uns auf einen abendlichen Rundgang auf der alten Stadtmauer und auf das Geschrei der Mauersegler über den historischen Gemäuern.
Damit endet unser Bericht und wir verabschieden uns an dieser Stelle bei euch, bedanken uns für eure Reisebegleitung und die vielen mails, die uns ein bisschen in die Heimat zurückgeholt und über die wir uns sehr gefreut haben.
Eure 2 "Welten"bummler
Fazit
Die letzte Wegstrecke (überwiegend gut zu fahrende Autobahn) liegt vor uns und wir freuen uns nach dann mehr als 24.000 km wieder auf zu Hause. Es war eine tolle Reise mit vielen schönen Erlebnissen, zeitweise aber auch sehr anstrengend (insbesondere der Westen von Kasachstan sowie der Pamir Highway).
Die Highlights, landschaftlich gesehen, waren die Hochebenen in Kirgistan und Tadschikistan sowie das ostanatolische Bergland mit dem Nemrut Dagi. In kultureller Hinsicht kann wohl keines der besuchten Länder mit den alten Städten Usbekistans an der Seidenstraße konkurrieren und auch hier sind Samarkand und Khiwa unsere Favoriten.
Anzumerken ist, dass wir in allen Ländern freundlichen und aufgeschlossenen Menschen begegnet sind (von einigen Autofahrern abgesehen), niemals bedroht waren oder uns auch nur bedroht gefühlt haben.
Wir hoffen und wünschen uns für diese Länder, dass sich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung auch die innenpolitische Lage und die Situation an den Grenzen entspannen. Nach unseren Erfahrungen der letzten 4 Monate können wir die Freiheit und den Wohlstand in Europa neu schätzen.
Wer außerdem einmal mehrere 1000 km "Straßen" in Asien befahren hat, kann sich in einem Stau auf deutschen Autobahnen getrost zurücklehnen, auch eingedenk der Tatsache, dass in Asien Zeit eine andere (oder keine) Rolle spielt.