Usbekistan 17.06. – 17.07.2013

Abstecher ins Fergana Tal  - 17.06. – 20.06.2013

Heute sind wir schon zeitig auf den Beinen. Bis zur usbekischen Grenze sind es zwar nur ca.  6 km doch wir wollen bei den ersten sein, die die Grenze überschreiten. Inzwischen grenzstressresistent, gehen wir die Sache gelassen an, nachdem wir zu dem deutschen und kirgisischen auch das usbekische Fähnchen gehisst haben und harren der Dinge, die da kommen. Bei unserer Ankunft sind die Tore noch geschlossen und ich will gerade mein Strickzeug zücken, als Bewegung in die vor uns stehenden kirgisischen Fahrzeuge kommt.

Es ist mir ausgesprochen peinlich, als wir von der kirgisischen Grenzpolizei an der wartenden Schlange von Grenzgängern vorbeigeschleust werden. Eine solche Bevorzugung von Ausländern waren wir bisher nicht gewohnt und die Fortsetzung dessen folgt auf usbekischer Seite. Insgesamt dauert die Prozedur knapp zwei Stunden, was im Wesentlichen auf das aufwendige Ausfüllen von Formularen auf usbekischer Seite zurückzuführen ist.

Was uns sofort ins Auge fällt, ist die Sauberkeit auf den Straßen und in den Ortschaften sowie die liebevolle Bepflanzung der Vorgärten beschaulicher Häuschen. Da ranken schattenspendende Weinreben neben Rosen- und Malvenstöcken, wachsen Maisstauden neben Studentenblumen und kleinen Thujabäumchen. Dieser Menschenschlag scheint sich doch in seiner Liebe zum Detail sehr von dem zu unterscheiden, der uns bisher begegnet ist, oder ist es einfach nur das Übermaß an Fruchtbarkeit in dieser Region?



Das Fergana Tal im östlichsten Zipfel Usbekistans gleicht eigentlich mehr einer großen Ebene zwischen Thien Shan und Pamir Gebirge als einem Tal. Die Fruchtbarkeit dieser vom Klima überaus begünstigten Region war bereits in der Antike bekannt und das Angebot an Obst und Gemüse auf den Basaren und deren Präsentation ist schier überwältigend.



Die Bevölkerungsdichte mit den beiden größten Städten Fergana und Marghilan ist allerdings extrem hoch und bei dem überschäumenden Temperament insbesondere der jungen Usbeken ist es nicht angeraten, menschenscheu zu sein. Immer drauf zu ist die Devise, mit der wir gut gefahren sind und das erweist sich auch hier als geradezu notwendig. So viel sprudelnde Lebendigkeit und Hilfsbereitschaft ist uns bisher nicht begegnet. Natürlich muss man gewärtig sein, dass dann auch schnell mal unser Auto „gestürmt“ wird, einfach so, aus purer Neugier. Nach der ersten diesbezüglichen Überraschung, beziehe ich jedes Mal meinen Wachposten auf der Außentreppe und das zeigt die gewünschte Wirkung.

Die Stadt Fergana lassen wir links liegen und steuern Marghilan an. Die Gründung der Stadt Marghilan geht der Legende zu Folge auf Alexander den Großen zurück. Auf jeden Fall kann man aber den historischen Quellen Glauben schenken, die belegen, dass diese Stadt im 9. Jh. die wichtigste an der Seidenstraße war. Die hier noch heute produzierten Seidenstoffe wurden damals über Bagdad bis nach Griechenland und Ägypten transportiert.

Wir besuchen als erstes die bekannteste der beiden Seidenfabriken, Yodgorlik, die immer noch die begehrte Seide in traditioneller Handarbeit herstellt. Der Rundgang mit einer kleinen Einführung in die Technik vom Kokon bis zur Fertigware versetzt uns Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit. Hier wird kein Strom benötigt, um die Produktion aufrecht zu erhalten. Dementsprechend betagt sind die Gerätschaften, mit denen gearbeitet wird. Wir durchlaufen unter sachkundiger Führung alle Arbeitsschritte. Das Geklapper der Holzwebstühle mit den verschiedensten Garnen (von reiner Seide über ein Mischgewebe aus 50% Seide und 50% Baumwolle bis zur reinen Baumwolle mit 2 und 8 Pedalen gewebt – ich bin eine gelehrige Schülerin und habe die Stoffe alsbald „im Griff“) klingt uns noch lange in den Ohren.

 


Am Ende der Veranstaltung finden wir uns, wie sollte es anders sein, im hauseigenen Shop wieder und wenn ich auch sonst von mir behaupten kann, ein Mensch mit gemäßigten Ansprüchen zu sein ….. hier tue ich mich schwer mit vornehmer Zurückhaltung. Die Farben und Designs der Stoffe machen einfach glücklich und in Anbetracht der Tatsache, dass die Preise moderat sind und wir ein halbes Kilo Geldscheine im Rucksack haben, gehe ich schamlos in die Vollen. Als wir den Laden verlassen, sind wir um mehr als eine Million ärmer. Dazu sei gesagt, dass der größte Geldschein der 1000 Sum – Schein ist (28 Cent), gefolgt vom 500er und 200er. Bei einem Rückgeld von 100 Sum haben wir auch schon ein Bonbon als Ersatzwährung bekommen …. nein das ist kein Witz.



Die Nacht ist heiß, stürmisch und laut. Wir haben immer wieder „Besuch“ und am anderen Morgen sind wir nicht wirklich fit. Nichts desto trotz begeben wir uns noch einmal in die Stadt. Die Medrese Said Ahmed Hoja, eine alte ehemalige Moschee, in der heute die verschiedenen traditionellen Gewerke angesiedelt sind, ist nicht leicht zu finden. Wir landen erst einmal in der großen Moschee der Stadt.



Dort bekommen wir den richtigen Weg zur Medrese gewiesen, mieten uns aber sicherheitshalber eine „Marschrutka“, eines der kleinen, den Verkehr ungemein „belebenden“ Vehikel und kommen so sicher ans Ziel. Ein Besuch der Medrese lohnt sich schon allein aus architektonischer Sicht. Diese Gebäude stammen aus der moslemischen Zeit, wurden liebevoll restauriert und präsentieren neben der Seidenproduktion die Herstellung von Kupfer- und Messinggefäßen sowie das Knüpfen von Seidenteppichen. Außerdem sind antike Stempel zum Bedrucken von Baumwollstoffen und andere museale Gerätschaften zu bewundern. Ob hier tatsächlich all das produziert wird, was uns am Ende des Rundganges im Verkaufsraum offeriert wird, bleibt offen. Fakt ist, dass meine Hände sich durch Stoff und Stöffchen wühlen ….. und finden…..



Nach einem Rundgang über den Basar, wir sind Gäste hinter der Theke (zu einem Tee eingeladen zu werden, heißt nicht immer nur Tee trinken, in der Regel gibt es etwas leckeres zu essen, so auch hier).



Schließlich gelingt uns doch noch „die Flucht“ und mit Obst gut eingedeckt, verlassen wir Marghilan in Richtung Rishton. Hier gibt es den usbekischen Meister der Keramik schlechthin. Der Besuch des stattlichen Anwesens mit überdachtem und herrlich begrüntem Innenhof, der geräumigen Werkstatt und dem gut englisch sprechenden Neffen der Familie endet bei Tee und interessanten Gesprächen über Vergangenheit und Gegenwart Deutschlands und Kirgistans.


 

Die Verabschiedung fällt herzlich aus mit einer Stippvisite unseres trauten Heims und schon sind wir wieder auf dem Rückweg nach Marghilan. Unterwegs gibt es in Quva, einem kleinen Ort mit einer Ausgrabungsstätte aus dem frühen Mittelalter, noch einmal einen Halt. Die Ausgrabungen sind wie erwartet bei den hiesigen Bodenverhältnissen ein Witz, aber überdacht. Der den Ausgrabungen vorgelagerte, schön angelegte Park ist da schon eher die Attraktion und ebenso der quirlige Markt, wo neben den Verkaufsständen auch die Handwerker, insbesondere die Schuhmachergilde, ihre Werkstätten aufgeschlagen haben.

 

 

Ein Werkstattbesuch für unseren Grauen scheint sich ebenfalls anzubahnen …. ein kleiner Defekt in der Fahrerkabine (Klimaanlage, Spiegeleinstellung und Fensteröffnung sind ausgefallen), nichts Überlebensnotwendiges, bei fast 40 Grad Außentemperatur allerdings eine schweißtreibende Angelegenheit, die wir doch gern behoben hätten.

Der Weg nach Kokand in die vermeintliche Werkstatt war ein Metzgersgang. Mit zwei Telefonaten in die deutsche MAN-Werkstatt können wir uns selbst behelfen (eine wirklich sehr versteckte Sicherung ist zu wechseln) und den Weg zurück nach Kirgistan einschlagen.

  

 

Wieder in Usbekistan  - 04.07. – 17.07.2013

Am nächsten Morgen, wir haben kurzer Hand in einem der am Weg liegenden Dörfer unmittelbar vor der tadschikisch / usbekischen Grenze am Straßenrand genächtigt (an der Hauptverkehrsstraße wie sich herausstellte), starten wir zeitig, um wenigstens heute unsere Freunde in Tashkent nicht länger warten zu lassen. Da wir uns nach keiner Ausschilderung richten können (mit Wegweisern ist man hier mehr als sparsam), können wir nur auf die Karte und unser GPS vertrauen. Als wir unerwarteter Weise eine grenzähnliche Anlage fast stürmen (wir hatten die Anlage eher als Polizeiposten und nicht als Grenzübergang eingeordnet), stellt sich heraus, dass es sich hier nur um einen Grenzpunkt für Fußgänger aus den benachbarten Ländern handelt. Wir werden an diesem Übergang nicht abgefertigt.

 


Man weist uns den Weg zur offiziellen Grenze in weiteren 50 km Entfernung. Weder die „Straße“ noch der Übergang sind in unserem Garmin verzeichnet und als wir die Suche fast aufgeben wollen, öffnete sich uns der Blick auf das eiserne Tor, welches wie üblich verschlossen ist.

Da wir jedoch die Gastfreundschaft sowohl in Tadschikistan als auch in Usbekistan gegenüber Ausländern bereits erfahren haben, lassen wir uns davon nicht entmutigen und fahren, von den tadschikischen Mitreisenden ermuntert, forsch ans Tor heran. Es dauert auch nicht lange und uns wird aufgetan. Am Zoll haben wir ein kleines Problem wegen der Einreisedeklaration, die wir am Kysyl Art Pass wohl hätten ausfüllen müssen, die uns jedoch nicht abverlangt wurde. Das scheint sich schnell zu erledigen. Anders ist es mit dem „Wegezoll“, den wir hätten entrichten müssen (oder auch nicht???). Ganz durchsichtig ist die Sache nicht, doch ohne dessen Bezahlung lässt man uns nicht aus dem Land. Also berappen wir nochmals 150 Dollar (zwar gegen Quittung, in wessen Tasche? ist ungewiss – gewiss ist, dass dieses Geld nicht für den Straßenbau verwendet wird – ich habe nachgefragt).

Auch auf usbekischer Seite wird uns das Tor schnell aufgetan ….. was dann kommt, hat allerdings nicht mehr viel mit der Freundlichkeit zu tun, die uns bei der Einreise im Fergana Tal begegnet ist. Die erste Neuerung, die uns widerfährt, ist ein Desinfektionsbad für die Reifen unseres Gefährts mit „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ eines Veterinärs (5 Dollar), die Deklaration ist uns bekannt und wird kurz abgehandelt, dann kommt der Zoll und der will sage und schreibe 665 Dollar von uns. Auf die Frage „Wofür?“ wird uns mitgeteilt, dass auf eine Anordnung des Präsidenten hin LKW aus Tadschikistan kommend, diese Gebühr zu entrichten haben. Davon sind 400 Dollar „Wegezoll“ für die Abnutzung der usbekischen (wirklich guten) Straßen und der Rest sozusagen das Strafmandat für aus Tadschikistan Einreisende.

Jetzt wird es uns zu bunt und wir verweigern rigoros die Zahlung - sehr unangenehm für die Zöllner, denn die haben jetzt ein Problem mit Leuten, die eigentlich auf Anordnung des Präsidenten als Gäste behandelt werden sollten und das genau ist unser großer Trumpf (außer, dass wir kein LKW mit Frachtgut sind). Einer sehr gut Deutsch sprechenden Grenzerin können wir unser Anliegen deutlich machen und nach 3 stündiger hartnäckiger Diskussion und strikter Weigerung unsererseits (es müssen die Zustimmungen der oberen Gremien vom Zoll eingeholt werden), unnötiger Warterei (5 Stunden hat die Prozedur insgesamt gedauert) und schließlich vielen Entschuldigungen seitens der armen Zöllner können wir unsere Fahrt, ohne diese vermessene Zahlung geleistet zu haben, fortsetzen. Am Abend erreichen wir erschöpft und halb verhungert (wir hatten vor lauter Diskussion das Mittagessen vergessen) unsere Freunde in Tashkent, die unsere Story mit Kopfschütteln und Bedauern aufnehmen.

 

Tashkent – 04.07. – 12.07.2013

Wir hatten die Seidenstraße ab Khorog (Pamir Highway in Tadschikistan) gezwungenermaßen verlassen. In Tashkent nehmen wir die Route wieder auf.

Hier werden wir von Tulyagan und Nigora sowie den Familien der beiden Töchter herzlich begrüßt. Tulyagan ist Bildhauer und einer der begnadeten Künstler, denen bereits zu Lebzeiten Ruhm und Ehre zu Teil wird; sein Merkenzeichen: er ist die Ruhe selbst. Ihn und seine Frau Nigora haben wir im letzten Jahr in Aspat (in der Nähe von Bodrum /Türkei) auf dem Künstlersymposium kennengelernt. Die Gastgeber haben dafür gesorgt, dass sich der Tisch biegt vor lauter Leckerlies. Der Abend wird kurzweilig und in Englisch und Russisch gelingt die Verständigung fließend.

Der nächste Tag ist hauptsächlich organisatorischen Dingen wie Visaverlängerung, Registrierung und Werkstattterminierung vorbehalten. Eine Visaverlängerung ist unumgänglich, wenn wir nicht durch das eigentliche Land unserer Reise durchhecheln wollen. Wir sind inzwischen mit 4 Tagen in Verzug, was unsere Planung angeht und unser usbekisches Visum ist nur noch 13 Tage gültig. Wie wir leider feststellen müssen, sind auch diese Dinge nicht in Windeseile zu erledigen. Doch als wir bei der uns betreuenden Agentur persönlich vorsprechen, wird zumindest versichert, dass man sein Möglichstes versuchen will, um die Turkmenen zu bewegen, den Einreisetermin vom 18.07. auf den 25.07. zu verschieben (unser turkmenisches Visum sollen wir bei der Einreise an der Grenze erhalten). Entsprechendes gilt für die Ausreise aus Usbekistan. Vor Montag gibt es allerdings keine Klärung. Das Hotel, welches unseren Aufenthalt in Tashkent bestätigen soll, können wir morgen Mittag aufsuchen …. wenigstens das klappt …. und unser Auto hat am Montag seine große Inspektion.

Nun liegen erst einmal das Wochenende und eine ausgedehnte Besichtigung der 2 Millionen – Stadt vor uns. Das Wetter ist dazu angetan, nicht allzu schnell schlapp zu machen. Die Temperaturen liegen wider Erwarten weit unter 40 Grad. Schon bei der ersten Ausfahrt (Tulyagan ist unser Guide) können wir uns des Eindruckes nicht erwehren, durch eine riesige Parklandschaft mit breit angelegten Straßen bzw. Alleen zu fahren. Vereinzelt tauchen rechts und links hinter alten Bäumen prächtige Villen, neue Paläste und wunderschön rekonstruierte alte Bauwerke auf.

 


Die Geschichte der Stadt reicht bis ins 3. Jahrhundert zurück, wobei sie ihren heutigen Namen erst im 11. Jh. erhielt. Zu dieser Zeit war Tashkent nach Buchara die zweitgrößte Stadt Mittelasiens mit einer Ausdehnung von ca. 12 km² und einer Bevölkerungszahl von ca. 40.000 Menschen. Weit über die Stadtgrenzen hinaus war Tashkent durch seine Kunsthandwerke wie Seidenspinnerei, Schmiedehandwerk und Goldstickerei berühmt. Das hat sich bis heute nicht verändert, obgleich die traditionellen Gewerke einen anderen Stellenwert einnehmen als in der Vergangenheit. Taschkent präsentiert sich uns als moderne Oase. Großzügig angelegt, verfügt sie über ein U-Bahn-Netz, über eine Vielzahl von Museen, Galerien und Präsentationsbauten. Die Hochhäuser der Banken sind  unübersehbar und so ist Tashkent in diesem Sinne eigentlich die erste, von uns besuchte wirkliche Metropole Zentralasiens, die ihrem Namen gerecht wird.

 


Unsere Lieblingsplätze sind die Medresen; ehemalige Koranschulen, in denen heute die verschiedensten traditionellen Gewerke ihre Schätze aus 1001 Nacht herstellen und verkaufen, sowie der Basar und die herrlichen Parks.


 

In den Medresen gibt es wunderschöne Holzschnitzereien, Miniaturmaler verwandeln bezaubernde Schmuckschatullen aus Holz oder anderen Materialien in kostbare Schatzkästchen.



In der Kunstgalerie der Präsidententochter finden wir die gehobene Qualität von traditionellen Stickereien, die die typischen Ornamente des Fergana Tals in allen möglichen Arrangements und Farbkombinationen widergeben. Und natürlich sind wir neugierig auf Tulyagans Atelier. Hier lernen wir die Urformen seiner Meisterwerke und einige dieser selbst kennen.

 


Abends sitzen wir dann mit der Familie zusammen und es wird in der Regel spät. Am Sonntag zeigt uns Tulyagan die einzige deutsche Kirche in Usbekistan. Vor dem kleinen Kirchlein, versteckt unter Weinlaub und uralten Bäumen, wie ein Schlösschen anmutend, treffen wir glücklicherweise auf den Pfarrer der 200 Seelengemeinde und gleichzeitig Bischof der Deutsch - Evangelisch –Lutherischen Kirche in Usbekistan.



Wir sind sehr bewegt, als wir vor einem der Söhne aus der Zeit der Deportation Wolgadeutscher und anderer Kriegsopfer aus dem 2. Weltkrieg zu stehen und stimmen euphorisch in den Lobgesang („großer Gott, wir loben dich ….“) des bischöflichen Pfarrers ein.



Was für ein Erlebnis, den, wenn auch kurzen aber sehr prägnanten Erzählungen dieses Zeitzeugen zu lauschen. Ca. 25.000 Deutschstämmige haben während der Sowjetzeit in Tashkent und Umgebung gelebt. Roman Herzog (ehemaliger Bundespräsident) persönlich hat diese Kirche nach der Wende besucht und vielen Familien die Rückkehr nach Deutschland ermöglicht.



Es ist Montag und unser Grauer hat seinen großen Tag in der Werkstatt. Heute werden wir ihn wohl nicht mehr zurückbekommen. Auch die  Visaverlängerung hängt noch in den Seilen …. ein Ende nicht absehbar ….. und die Temperaturen gehen der 40 entgegen........

Unser Zeitfenster wird zunehmend enger. Die usbekische Bürokratie erweist sich als sehr hartleibig und es kommt, wie wir es nach anfänglichen Diskussionen auf dem Emigration Service befürchtet haben: unser Antrag auf Visaverlängerung wir abschlägig beschieden. Da helfen selbst die guten Verbindungen unserer Ansprechpartnerin vor Ort, der Reiseleiterin Larissa, nichts. In der MAN - Werkstatt geht es zwar vorwärts, allerdings auch nicht im gewünschten Tempo …. und für den Reifenwechsel ist MAN nicht zuständig……

Am Dienstag erscheine ich nicht am Frühstückstisch. Die Melone am gestrigen Abend hat mir den Rest gegeben (Stichwort Sizilien für Dörte und Iris). Mit Schüttelfrost und hohem Fieber sowie Rebellion in meinem „tiefsten Inneren“ lande ich in der Klinik von „Doktor D“ und bin für die nächsten zweieinhalb Tage außer Gefecht gesetzt, hänge sozusagen an der Nadel (3 Infusionen täglich, dazu etliche Spritzen und Tabletten ohne Ende …. ich frage besser nicht nach, will einfach schnell wieder auf die Beine kommen).

 


Mein Habibi ist in dieser Zeit nicht untätig und hat seine eigenen Erlebnisse:

 

Eigentlich bin ich ja der Fahrer. Nun soll ich einen Bericht schreiben. Ich kann meinen Teil nicht so spannend rüberbringen wie die Profiautorin. Es mangelt mir nicht nur an Erfahrung, nein, ich habe nur über trockene, rein technische Materie zu berichten: unser Fahrzeug. Mein Bericht umfasst 3 Teile: Reparatur bei MAN Tashkent, Tanken und Reifenreparatur/Reifenwechsel in Tashkent.


Fahrzeugreparatur

Während sich Biggi im Krankenhaus „erholt“, bringen Tulyagan und ich unseren Grauen am Montag in die MAN-Service-Werkstatt (Entfernung 25 km). Die Reifen will man hier nicht reparieren, aber dem aus dem Motor tropfenden Öl will man auf die Spur kommen und auch die nicht mehr funktionierende Klimaanlage wieder auf Vordermann bringen (in der Karakum-Wüste in Turkmenistan erwarten uns 45°). Am Mittwoch soll das Auto fertig sein. Beim Besuch in Biggi’s Klinik erreicht uns am Mittwoch gegen 10.30 °° der Anruf der Werkstatt: alles ok, das Auto kann abgeholt werden. Wir fahren zu Tulyagan nach Hause, ich packe meine ganze Barschaft von 3,8 Mio. SOM in Tausenderscheinen (4,1 kg !!! – ich habe es gewogen) in meinen Rucksack und auf geht’s zur Werkstatt.  

 


Eine Dichtung wurde gewechselt und der Ölaustritt gestoppt. Nach dem Wechsel des Kompressors soll auch die Klimaanlage wieder funktionieren. Der Test beim Rausfahren aus der Halle und dem Hof verlief leider negativ, also wieder rein in die Halle. Es werden Ströme gemessen, Relais geprüft, Flüssigkeit nachgefüllt, Druck gemessen ….. Damit verbringen wir die nächsten 3 ½ Stunden. Es funktioniert nicht 100%ig, aber die Anlage kühlt. Für alles zahle ich 2,7 kg SOM (rd. 2,5 Mio.). Das Zählen und Kontrollzählen der 2.562 Scheine dauert zwanzig Minuten und tatsächlich fehlt einer. Nicht immer wird gezählt, man gibt die mit einem Gummi zusammengefassten Hunderter-Bündel, so wie man sie bekommt, einfach ungezählt weiter. Nun wollen wir den Reifendienst aufsuchen und vorher noch Diesel zu tanken.


Abenteuer Tanken

Usbekistan ist reich an Erdgas, weniger an Erdöl. Viele PKW und einheimische Trucks sind umgerüstet und fahren mit „Methan“. Diesel wird fast nur von ausländischen Trucks gefahren. So gibt es in Tashkent mit seine 3 Mio. Einwohnern nur 2 oder 3 Tankstellen, die Diesel führen. Wir fahren die sog. TIR-Parks ab, in den die Transit-LKW’s mit ihren Fahrern nächtigen. Aber an diesem Tag hat niemand Diesel vorrätig. „In einer halben Stunde“ vertröstet uns eine Tankstelle (man will zurückrufen, wenn es so weit ist) und Tulyagan und ich gehen zur Überbrückung gegen 18°° Mittagessen. Nach 2 Stunden ohne Rückruf machen wir uns erneut auf die Suche. Wir finden einen türkischen nagelneuen ACTROS-Truck (spricht für gutes Diesel), der uns 350 Liter iranisches Diesel für 1 $/Liter verkaufen will. Im Iran kostet Diesel für Einheimische (sie haben eine Art Berechtigungskarte) rd. 0,10 €/Liter (ja, Ihr habt richtig gelesen). Ausländer zahlen erheblich mehr. Aus dieser Lücke lässt sich ein gutes Business machen. Der Einheimische Truckfahrer leiht seine Berechtigungskarte dem Ausländer, der dann für € 0,15 - € 0,20 tanken darf. Die Differenz zu den € 0,10 teilen sich der iranische Truckfahrer und der Tankwart.

Also von diesem Diesel sollen wir von dem türkischen Fahrer - der mehrmals betont, Kurde zu sein – 350 l, später dann doch eher 300 Liter erhalten.



Tatsächlich pumpt er 16 x Öl in seine 20 l Kanister ab und füllt diese unserem Grauen ein. Das Ganze erinnert mich spontan an das Bier beim Oktoberfest in München. Die Gläser werden nur unzureichend gefüllt und noch nicht ganz leer wieder abgetragen. Meine Hinweise auf die nicht vollen Kanister werden ignoriert, aber ich fühle mich am längeren Hebel. Und wie befürchtet, will unser Kurde (seine permanenten Wiederholungen zeigen, wie wichtig ihm das ist) nun auch $ 320. Wohlwissend, dass der Tank bei einem Volumen von 300 l nur mit rd. 280 l befüllt werden kann (augenscheinlich ist im Tank aber noch genügend Raum für 30 bis 40 Liter), besteht der Kurde auf der Zahlung für 320 Liter. Ich biete ihm großzügig $ 260 an. Das führt zu heftigen verbalen Auseinandersetzungen. Auf mein zweites Angebot hin, das Diesel wieder zurück zu pumpen, gibt er mir seine Kanister und fordert mich mit lauten Worten zum Umpumpen auf. Als ich ihm einen Vogel zeige, wird er handgreiflich. Als Tulyagan ihm einen Bündel 1.000er als Kompromiss reicht, werde ich richtig sauer und fotografiere den Truck des Kurden mit dem Nummernschild, steige in’s Auto und will losfahren. Er stellt sich vor das Auto, und während Tulyagan noch immer heftig mit ihm diskutiert, fahre ich rückwärts und komme an den Beiden vorbei. Außer Sichtweite, warte ich auf Tulyagan mit seinem Auto. Als sein Auto erscheint, steigen Tulyagan und der Ölverkäufer aus. Ich soll die Bilder löschen, lautet jetzt die Aufforderung. Ja, das geht, aber dann muss er das 1.000er Bündel an Tulyagan zurückgeben. Ja, aber erst wenn die Bilder gelöscht sind. Ich lösche eines, fordere die Geldrückgabe und sage zu, dann auch das 2. Bild zu löschen. Auf diese Weise geht nach einer guten Stunde dieser Diesel-Krimi unblutig zu Ende und wir können uns um die Reifen kümmern.


Reifenreparatur/Reifenwechsel

Wir landen bei einem 24h-Service in Sachen LKW-Reifen und reihen uns in eine der beiden LKW-Spuren in die Warteschlange ein. Gegen 20.30 Uhr sollen wir dran sein. Wir nutzen die Pause für einen neuerlichen Besuch im Krankenhaus und berichten von unseren Abenteuern. Rechtzeitig in der Werkstatt zurück, besprechen wir mit einem Monteur die zu erledigenden Arbeiten (unseren Problemreifen fachgerecht abdichten und die beiden Vorderreifen, die außen mehr abgefahren sind als innen, wechseln). Da kommt ein sehr netter junger Mann auf mich zu und drückt mir ein Blatt in die Hand. Dort lässt sich in Englisch und Deutsch (wohl eine Internet-Übersetzung) lesen, dass er und sein Cousin Moslems seien. Sie betreiben diese Service-Werkstatt, die auch Gästen zur Verfügung steht. Aber von Reisenden nehmen sie kein Geld, die Hilfe ist für diese gratis.

Zunächst vermute ich eine neue Geschäftsidee. Ich frage nach, ob man etwas spenden kann, ob es da ein Behältnis für einen guten Zweck gibt. Aber nein, man möchte keine Spende, das erledige man selbst. Wir sollen das Auto stehen lassen und am nächsten Tag gegen 10°° abholen. Nach den vorangegangenen nicht unbedingt positiven Erfahrungen mit dem Diesel war das nun das sehr wohltuende (und auch etwas beschämende) andere Extrem. Innerhalb von 3 Stunden von der Hölle zum Himmel, so fühlte sich das an.



Als wir am Donnerstagmorgen bei „Auto Solution“ (so der Name der Werkstatt) eintreffen, arbeitet man am letzten Reifen. Ich frage noch einmal nach der Spende für eine guten Zweck und höre, dass dies nicht die Aufgabe von Reisenden sei, dafür sei man selbst in der Verantwortung. Ich lege für seine Arbeiter ein kleines Bündel Sum auf den Tisch und muss auch hier erfahren, dass es nicht Sache der Gäste sei, die Arbeiter zu bezahlen. Nein, es war ernst und ganz ehrlich gemeint: Reisende erhalten Hilfe gratis. Eine sehr schöne fast biblisch anmutende Erfahrung. Wir tauschen e-mail Adressen aus und machen ein Gruppenfoto mit den Mitarbeitern. Der Abschied ist sehr herzlich. Diese schöne Begegnung nach dem vorangegangenen Diesel-Tank-Stress wird mir lange in guter Erinnerung bleiben.


 

Am Donnerstag erwachen meine Lebensgeister langsam wieder und am Nachmittag ist es dann soweit, meine Entlassungspapiere sind ausgestellt, unser Grauer reisefertig. Heute werden wir nicht mehr starten. Inzwischen sind wir 4 Tage in Verzug und werden unsere Reise nach Samarkand, Buchara und Khiva im japanischen Stil fortsetzen müssen. Traurig darüber suchen wir mit Hilfe von Larissa nach der besten zeitlichen Gestaltung für den Besuch der drei legendären Städte an der Seidenstraße, die allein durch ihre vielen Mythen und Märchen auf der ganzen Welt bekannt sind.

 

Samarkand - 12.07. /13.07.2013

Als wir uns am Freitag von unseren Freunden herzlich und mit großem Dank für die Rundumbetreuung verabschieden und leider später als gewollt (mit vollgefülltem und abgedichtetem Wassertank) in Tashkent starten, sind die Temperaturen schweißtreibend und wir froh, dass die Klimaanlage im Auto wieder halbwegs funktioniert.



Die sechsstündige Fahrt wird anstrengend, ich fühle mich, als hätte ich Stacheldraht verschluckt und mein Habibi ist ziemlich fertig nach der langen Fahrt nach Samarkand. Das Licht der Abendsonne spiegelt sich in den türkisfarbenen Kuppeln und herrlichen Mosaiken der Prachtbauten des Registans (innere Stadt), der Mausoleen und Moscheen Samarkands wieder und verleitet uns trotz Müdigkeit zu einem ersten Rundgang durch die Stadt. Larissa hat dafür gesorgt, dass unser Hotel mitten im Zentrum der Altstadt liegt und die Anmarschwege zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten kurz sind (Hotel ist Zwang für Besucher mit Touristenvisum, da jeder Ortswechsel in Usbekistan eine Registrierung notwendig macht …. leider).


 

Wir können uns kaum satt sehen an der Farbenpracht der prächtigen Bauten aus uralter Zeit. Samarkand ist 2750 Jahre alt, ist Stadt, Märchen und Legende und wird auch gern als das Rom des Orients bezeichnet. Die Stadt befindet sich im fruchtbaren Tal Sarafshan auf 725 m üNN und wird im Norden, Osten und Süden von Gebirgszügen umrahmt.

Samarkand – uralte und immer junge Stadt!!!  

Auch wir sind verzaubert. Neben dem Registan mit seinen drei sich gegenüberliegenden Medresen



hat es uns insbesondere der „Gur Emir“, das Grabmal des Begründers der Timuriden Dynastie, Amir Temur, angetan. Sein Mausoleum ziert ein prächtiges Kuppelgewölbe aus Blau und Gold. Die Herrschaft Amir Temurs im 14. Jh. N. Chr. brachte der Region Frieden und Wohlstand und vor allem die Städte Samarkand und Buchara gelangten zu neuer Blüte. Temur wird bis heute von den Usbeken verehrt.



Das Mausoleum seiner Frau Bibi Chanym



und die Nekroploe Schahi Zinda (alter Friedhof) faszinieren uns nicht minder.



Nach Sonnenuntergang kehrt Leben auf den Straßen ein und für uns wird es Zeit, uns vom Zauber dieser Stadt zu verabschieden.


 

Am anderen Morgen setzen wir unsere Fahrt nach Buchara bereits sehr früh fort.

 

Buchara   - 14.07. / 15.07.2013

Auf der Fahrt in die wohl bedeutendste und größte Stadt des alten Orients, Buchara, haben wir ein nettes Erlebnis mit der Polizei. Von polizeilichen Restriktionen seit Kirgistan völlig entwöhnt (selbst bei Geschwindigkeitsüberschreitung werden wir in Usbekistan durchgewinkt), stürzt plötzlich aus dem Schatten eine Gestalt mit erhobenem „roten Finger“ auf uns zu und instinktiv nehmen wir „Hab Acht – Stellung“ ein, vermindern die Geschwindigkeit ……. um von einem strahlenden Polizisten mit Daumen hoch bejubelt zu werden. Das ist uns auch noch nicht passiert und wir lachen erleichtert auf.

Buchara erreichen wir zur Mittagszeit und finden mit Hilfe eines Taxis unser Hotel inmitten der sanierten Altstadt gleich neben der ehemaligen Medrese Nadir Devon Begi, die heute auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes steht.

 

 

Es ist heiß und die Stadt wie ausgestorben, als wir unseren Rundgang beginnen. Siesta wäre jetzt wohl angebrachter, doch die Zeit läuft und wir können uns die Tageszeiten für Besichtigungen nicht mehr aussuchen, wenn wir wenigstens die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besuchen wollen. Die Stadt ist weitläufig, die Denkmäler, erhaben und von großer Geschichte zeugend, sind in einem phantastischen Zustand ….. doch wir haben den Eindruck durch eine Geisterstadt zu laufen, durch ein riesiges Freilichtmuseum ohne Leben.


 

Die wenigen Handwerker und Händler, denen wir begegnen, können dieses Defizit nicht ausgleichen. Völlig erschöpft landen wir in der Freitagsmoschee Kalon mit dem gleichnamigen, mit herrlichen Ziegeldekoren verzierten Minarett,  dem Wahrzeichen Bucharas aus dem 12. Jh.. In dem riesigen Innenhof im Schatten der Gebetsnische ruhen wir unsere schmerzenden Füße aus und belesen uns:


 

Buchara, eine der wenigen Städte, die sich seit dem 5. Jh. V.Chr. an derselben Stelle befindet,  eine der Perlen auf der großen Seidenstraße mit ehemals mehr als 60 Karawansereien, wo die Kaufleute aus Indien, China, Iran und vielen anderen Ländern weilten, wissenschaftlich – kulturelles Zentrum für den Austausch naturwissenschaftlicher, geistiger und religiöser Ideen. Buchara war ein wichtiger Knotenpunkt auf der Großen Seidenstraße, die ein besonderes Phänomen ziviler Gemeinschaft darstellte mit der Bestrebung, sich zu einigen, Kulturgüter auszutauschen und neue Nutzflächen und Absatzmärkte zu eröffnen. Die größte Handelsroute der Menschheit verband den antiken Okzident mit dem alten Orient und dehnte sich vom ewigen Rom bis zur uralten Hauptstadt Japans, Nara, aus……

Am Abend beleben sich die Straßen ein wenig, ich habe mich bis zur Stadtmauer vorgekämpft, die die Zitadelle/Festung Ark umschließt. Für einen Besuch der Festung fehlt mir jedoch die Kraft und ich lese meinen Habibi auf dem Rückweg ins Hotel wieder auf.


 

Zuvor gibt es allerdings noch einen kleinen Abstecher in einen der vielen Sazani – Läden (Sazani ist eine speziell in Usbekistan ausgeführte und sehr aufwendige Stickarbeit). Hier finden wir Entspannung beim Anblick der herrlichen Handarbeiten, Seidenschals und ……..


 

als wir in unserem Hotel ankommen, ist der Rucksack gut gefüllt. Heute Abend gehen wir aus und genießen die inzwischen belebte Atmosphäre Bucharas. Wir haben uns heute einen guten Überblick über die Stadt verschafft und wissen, wo wir uns morgen erneut oder überhaupt hinwenden werden.

Als einzige Gäste im Hotel (die erste Saison ist vorüber) lassen wir uns mit einem üppigen Frühstück verwöhnen. Dann stürzen wir uns wieder ins „Getümmel“. Die kleine Moschee Schor Minor ist unser erstes Ziel .


 

Unseren Buchara – Besuch beschließen wir im „Silk Road Tee House“, eine Oase für alle Sinne und die beste Idee, von dieser ehrwürdigen Stadt Abschied zu nehmen.



Bis Khiva, unserem letzten Ziel in Usbekistan, liegen ca. 420 km vor uns. Der Weg führt an den südlichen Ausläufern der Wüste Kysylkum vorbei und wir hatten uns auf das Schlimmste gefasst gemacht, den Straßenzustand betreffend.


 

Aber weit gefehlt ….. nie hätten wir uns träumen lassen, dass wir heute unser Ziel beinahe erreichen würden (Dank ca. 120 km deutscher und koreanischer Autobahn). 40 km vor Khiva übernachten wir am Straßenrand eines kleinen Dorfes und sind bereits am frühen Morgen des nächsten Tages am Ziel. Bevor wir die Stadt allerdings erreichen, gibt es noch einmal eine Passkontrolle an einem der vielen Polizeiposten und unser Polizist ist sehr bemüht, seine Deutschkenntnisse anzubringen. Bei der Rückgabe der Pässe fällt die Verabschiedung wie folgt aus: „Heinrich Albert, auf Wiedersehen …. ich liebe dich!“ Ich kichere in mich hinein.


Khiva   - 16.07. – 17.07.2013

 

Wir haben einen halben zusätzlichen Tag gewonnen, um in diese von allen märchenhaften Städten an der Seidenstraße am besten erhaltene und am wenigsten beschädigte Stadt ganz Zentralasiens  einzutauchen. Nach Khiva kamen die Kaufleute aus dem Wolgagebiet, Indien und Persien. Von hier aus gingen die Handelskarawanen in den Nahen Osten, das östliche Turkestan und China. Aus Khiva führten die Wege in die Mongolei und weiter über die russischen Fürstentümer nach Europa.

Die Stadt Khiva/Chiwa/ Xhiva ist im Vergleich zu Samarkand und Buchara relativ kompakt und überschaubar. Das exotische Khiva, bestehend aus einer inneren und äußeren Stadt, hat  es geschafft, sich den geheimnisvollen Charme im altertümlichen  (inneren) Stadtteil, der     Itschan Kala, zu bewahren.

 

 

Sie wird noch heute wie vor 1000 Jahren von einer geschlossenen Stadtmauer umgeben und ist über vier in die jeweiligen Himmelsrichtungen ausgerichtete Stadttore erreichbar.


 

Die gut restaurierten Paläste, Moscheen und Medresen beinhalten im Wesentlichen Museen oder Souvenirläden. Das architektonische Juwel der Stadt ist wohl der Palast Tosch – Howli des Khans von Khiva aus dem 19. Jh.,


 

gefolgt von der alten Festung „Kukhna Ark“ mit Harem und Münzhof


 

und das Wahrzeichen von Khiva, das Minarett Kalta Minor.

 


Nachdem wir uns und unser graues Monster in einem kleinen Hotel in Nähe des Nordtores der Stadt untergebracht haben, begeben wir uns voller Elan auf Erkundung …. und sind begeistert …..Trotz Mittagsglut gibt es Leben in der Stadt.

 

 

Einen guten Blick über das alte Khiva erhält man sowohl vom Minarett Islam Chodja als auch vom Balkon des Khan Palastes aus.

 

 

Traditionelles Handwerk, wie Holzschnitzerei, Teppichknüpferei und Sazani – Stickerei wird hier leider nur noch in sehr wenigen Werkstätten aktiv ausgeübt. Wir besuchen das Sazani Zentrum, statten den Teppichknüpferinnen im Sazani – Zentrum einen Besuch ab

 

 

und schauen einem Holzschnitzer bei der Arbeit zu.

 

 

Gegen Mittag legen wir eine kurze Rast ein, bei fast 40 Grad ein Muss.

 

 

Am Abend kühlt es sich ein wenig ab und mit dem Abendlicht kehrt in den schmalen Gassen, den mit Türmchen verzierten hohen Mauern, den prachtvoll gefliesten  Minaretten und reich verzierten Eingangsportalen der Medresen und Moscheen die märchenhafte Stimmung aus 1001 Nacht ein.

 

 

Am anderen Morgen durchschreiten wir ein letztes Mal das Nordtor zum Stadtzentrum und lassen das orientalische Flair der so vollkommenen Stadt Khiva noch einmal auf uns wirken, ehe wir unsere Reise nach Westen in Richtung Turkmenistan fortsetzen.

 

 

Fortsetzung des Berichtes im teil Turkmenistan!