Kasachstan 15.05. - 31.05.2013

Durch die Turan - Ebene

Am nächsten Morgen starten wir zeitig. Es wird nicht einfach, den Weg aus dem Stadtzentrum diesmal ohne Führungsfahrzeug zu finden und wir machen uns auf einiges gefasst. Die Ausschilderung wie auch die Fahrweise der Einheimischen ist nichts für schwache Nerven - und als wir uns endlich in unmittelbarer Ausfahrt auf die Europastraße wähnen, ist die Brücke über einen der Wolgaarme für jeglichen Verkehr gesperrt (uns trennen nur 40 m von der E40!!!). Es ist zum Verzweifeln!

Da hilft kein Lamentieren. Wir müssen zurück in die Stadt und einen anderen Weg finden…… nach 2 Stunden haben wir es geschafft und sind auf der Straße, die uns an die kasachische Grenze führt. Doch zunächst stolpern wir erst noch in die nächste Polizeikontrolle. Mit der Taktik, überhaupt nichts zu verstehen, sind wir beim letzten Mal gut gefahren, so auch jetzt. Mit einem Grinsen im Gesicht des Polizisten und einem Kopfschütteln werden wir zur Weiterfahrt aufgefordert. Bis zur Grenze sind es noch 70 km.

  

 

Auf russischer Seite dauert die Prozedur keine 20 Minuten. Die Grenzformalitäten auf kasachischer Seite sind eigentlich mehr kurios und nicht wirklich ernst zu nehmen. Auch hier macht es sich gut, rein gar nichts zu verstehen. Man wird fast an der Hand genommen und nur die Neugier des Zöllners, insbesondere an den Männerspielzeugen in unserem Auto wie Taschenlampen, Zange, Latherman und Taschenmesser hindert uns am schnelleren Vorwärtskommen. Das Ganze gipfelt schließlich in einer privaten Videoaufzeichnung unserer „Privatgemächer“ …. dann haben wir freie Fahrt. Insgesamt 1 Stunde und 45 Minuten inkl. Geldwechsel an der eigens dafür am Zoll eingerichteten Wechselstube - das ist neu – haben wir gebraucht. Der Abschluss einer ausschließlich für Kasachstan gültigen Haftpflichtversicherung war nicht notwendig, auch die Deklaration für die Einfuhr von Devisen wurde nicht abverlangt – hoffentlich gilt dies auch bei der Ausreise.

380 km liegen vor uns bis zur nächsten Etappe, Atyrau. Das werden wir angesichts des katastrophalen Straßenzustandes heute nicht mehr schaffen. Die auf dem Weg liegende Polizeistation in 300 km müssen wir schaffen. Es gibt Streckenabschnitte, da wissen wir nicht mehr, ob wir uns für die Löcher oder für die bis zu geschätzten  20 cm tiefen Spurrinnen entscheiden sollen, nicht ahnend, dass wir uns in den nächsten 3 Tagen nach solchen Straßen sehnen werden.

Kasachstan empfängt uns mit Lehmhütten, Sand, Salzseen und Grabstätten/Friedhöfen rechts und links der Straße. Die unendlich weite und karge Turan – Ebene liegt vor uns, eines der trockensten Wüstengebiete der Welt, flach wie ein Brett mit bis zu 20 m unter dem Meeresspiegel liegend…. aber sie birgt einen Schatz….Erdöl und Erdgas. In der eintönigen Landschaft begegnen uns anfänglich noch große Pferdeherden, Kühe, Schafe, Ziegen und …… Kamele und vereinzelt kleine Dörfer.

 

      

 

      

 

Gegen 19.00 Uhr erreichen wir den avisierten Polizeiposten. Ich ergreife die Initiative, frage nach einem Übernachtungsplatz. Als wir die ersten Besichtigungen unseres Fahrzeugs hinter uns haben, werden uns tatsächlich die Tore zum Hinterhof der Polizeistation geöffnet. Hier stehen wir fast ruhig und auf jeden Fall sicher.

 

Atyrau

Am Vormittag erreichen wir Atyrau. Die Suche nach einem geeigneten Stellplatz für unser Gefährt wird auch hier erschwert durch die Durchfahrtsbeschränkungen für LKW. Wir bemühen uns sehr, das Geforderte einzuhalten. Es gelingt uns nicht immer, denn an einem Hotel der Stadt werden wir „andocken“ müssen. Unsere Migrationsbescheinigung (innerhalb 5 Tagen) ist auch in Kasachstan für eine reibungslose Ausreise unumgänglich. Wir glauben, nach einer kurzen Stadtdurchquerung das Ziel unserer Wünsche gefunden zu haben und checken ein (die Buchung eines Zimmers wird vorausgesetzt für die Registrierung). Nach unseren Erfahrungen in Russland sind wir allerdings vorsichtig geworden, was die Kompetenz der Hotels dafür angeht.

Auf unserem Bummel durch die Stadt treffen wir deshalb Vorsorge und erkundigen uns im Renaissance – Hotel (einem der international agierenden Hotels und Verständigung auf Englisch) nach den Formalitäten. Natürlich ist die Registrierung in erster Linie ein Service für Hotelgäste …..alles hat seinen Preis ….. und für 80 Dollar (ohne Quittung, versteht sich) besorgt man uns von der staatlichen Zulassungsstelle innerhalb drei Stunden die heißbegehrten und so wichtigen Stempel auf dem kleinen Stück Papier. Nun können wir in Ruhe die Stadt genießen, deren Besonderheit darin besteht, dass sie Asien von Europa trennt, nämlich durch den Ural. Wir lassen es uns nicht nehmen, und überqueren den Fluss (eine braune, nach Faulschlamm riechende Brühe) über die nur zu Fuß begehbare Hängebrücke. In unserem Hotel angekommen, erweist sich unsere Vorsichtsmaßnahme als einzig richtige. Hier hätten wir lediglich einen Hotelstempel erhalten. Damit wäre uns sicher keine Ausreise aus Kasachstan beschieden worden. In dieser Nacht beziehen wir das einfache, aber sehr saubere und klimatisierte Hotelzimmer.

  

       

Als wir am anderen Morgen die Stadt in Richtung Osten verlassen (unser großes Ziel ist Alma – Ata (Almaty), treffen wir auf ein Offroad - Fahrzeug mit deutscher Nummer. Rudi und Manuela sind auf dem Weg ans Kaspische Meer. Die Begrüßung ist herzlich und wir tauschen in der Kürze der Zeit die wichtigsten Erfahrungen aus. Danach gehen unsere Wege in verschiedene Richtungen. Die zunehmend schlechteren Straßen zeigen uns an:…. die Wildnis hat uns wieder……

  

 

Wenn ich bisher von katastrophalen Straßenzuständen gesprochen habe, so stellt das, was uns jetzt erwartet, alles bis dahin gewesene in den Schatten. Was uns hier als Europastraße präsentiert wird, spottet jeder Beschreibung (natürlich gehen wir mit unserer Sichtweise an die Sache). Bis zum Ende des Tages sind wir in 10 Stunden (reine Fahrzeit) 375 km gefahren. Die eigentliche Straße war nur noch in kurzen Abschnitten befahrbar. Gequälte Autofahrer hatten ein „privates Straßennetz“ links und rechts der „Fahrbahn“ eröffnet. Bei diesen Straßenzuständen ist dann der vergleichsweise billige Dieselpreis von 0,53 Cent/l nur ein kleines Trostpflaster. Froh, mit einem kleinen Abzweig ins „Niemandsland“ mit ein bisschen Buschwerk die ersehnte „Geborgenheit“ für die Nacht gefunden zu haben, betten wir unsere geschundenen Knochen.

  

 

Heute feiern wir Geburtstag mit Michis „Gewickeltem“ und der größte der Geburtstagswünsche scheint sich zunächst zu erfüllen…..befahrbare Straßen.

  

 

Doch der Traum ist nach 30 km zu Ende, dann bricht das Chaos über uns herein und wir wünschen uns, dass aus unserem Grey Bull ein Grey Bird wird….vergesst bitte alles, was ihr mit dem Begriff „Straße“ verbindet. Dieser Mix aus Asphalt mit Lochmuster, Schotterpiste auf den Randstreifen und ausgefahrenen privaten Feldwegen ist mehr als eine Herausforderung für Mensch und Maschine, ein Eldorado für asphaltmüde Pisten - Junkies. Nach knapp 12 Stunden  (reine Fahrzeit) erreichen wir ein etwas größeres Dorf, Chalkar. Seit geraumer Zeit begleitet uns schon drohende Gewitterstimmung und wir ziehen es vor, im Dorf unser „Quartier“ aufzuschlagen statt in freier Natur zu stehen mit der Option, nicht mehr aus dem Schott (einem Gemisch aus Sand und Salz) heraus zu kommen, wenn es richtig geregnet hat oder eine Schlammschlacht schlagen zu müssen.

  

 

Zu Gast in Chalkar

Dem Geheiß der Tradition entsprechend, fragen wir in der „Nachbarschaft“ an, ob unsere Nähe genehm ist und werden nach anfänglichen Verständigungsproblemen mit der sprichwörtlichen kasachischen Gastfreundlichkeit aufgenommen. Bald kommen auch die Nachbarn hinzu und nach Beantwortung der Fragen nach dem Woher und Wohin sowie der Familie folgt das Politisieren (ich bin stolz auf meine Russischkenntnisse, die sich manchmal ganz unerwartet einstellen). Die Rede kommt auf Astana, die neue Hauptstadt mit ihrem Prunk, der Korruption und der Mafia. Nachdem offeriert wurde, was Kasachstan als Land wirtschaftlich zu bieten hat, nämlich seine Bodenschätze, ist es interessant zu hören, welche Kenntnisse die Gastgeber und deren Nachbarn zu Deutschland in die Runde werfen……. Mercedes, Audi, BMW, Volkswagen, Michael Schuhmacher, Kahn und Schweinsteiger. Das also sind Deutschlands Aushängeschilder.

  

 

Am Ende finden wir uns alle auf dem Fußboden im Salon der Familie wieder mit Fotoalben aus vergangenen Zeiten. Es gibt viel zu lachen….irgendwann (es ist schon Morgen) fallen wir wie tot in unsere Betten. Leider wird die ohnehin schon kurze Nacht sehr unruhig durch die ständige Belagerung von Taschenlampen schwingenden Besuchern.

Mit einem kräftigen Frühstück werden wir von unserer Gastfamilie verabschiedet. Wir stellen uns auf eine Fortsetzung der gestrigen Straßenbedingungen ein und sind angenehm überrascht von den ganz ordentlich ausgeschotterten Randstreifen der Fahrbahn (der Mensch wird doch schnell genügsam). Am Nachmittag erreichen wir endlich die ersehnte M32 (in unserer Karte rot markiert… also Bundesstraßenniveau). Die Herrlichkeit hält ziemlich genau 130 km an, dann müssen wir lernen, dass einmal „Bundesstraße“ nicht gleich immer „Bundesstraße“ bedeutet. Ich mache es kurz… die einzige Ost – West – Verbindung für den Transitverkehr mutiert auf Grund der (nach unseren Vorstellungen) unkontrollierten und konfusen Straßenbautätigkeit an der M32 auf hunderten von km zum Feldweg.

 

Aralsk und das Gebiet des Aralsees

Trotzdem erreichen wir  Aralsk und das Gebiet des ehemaligen Aralsees, oder besser gesagt, was von ihm übrig ist, noch vor Anbruch der Dunkelheit. Dem sowjetischen Traum von blühenden Baumwollfeldern (bewässert aus dem Wasserreservoir des Aralsees) ist ein Alptraum der zunehmenden Verlandung des einstmals viertgrößten Binnensees der Welt und der damit einher gehenden Klimaverschlechterung gewichen. Heute gibt es nur noch zwei (für europäische Verhältnisse immer noch große) Restseen. Einen Ausläufer davon umfahren wir bei herrlichem Licht der bereits untergehenden Sonne und stehen endlich wieder mitten in der Natur. Am Horizont gibt es ein tolles Naturschauspiel, ein Wetterleuchten und bald hat das gestern erwartete Gewitter auch uns erreicht.

  

 

Am anderen Morgen ist der Spuk vorbei, es hat sich merklich abgekühlt und ein kräftiger Wind treibt die tiefhängenden Wolken vor sich her.

  

 

Als wir am Abend  in Kysylorda, einer heute scheußlich schönen Stadt mit großer Vergangenheit eintreffen (an dieser Stelle begegneten sich einstmals die Karawanenwege von Taschkent, Buchara und Chiwa mit denen, die nach Westsibirien verliefen) gehen wir den Besuch des im Reiseführers als großartig angepriesenen Basars nur noch halbherzig an…..und stehen auch prompt vor verschlossener Tür. Wir hatten vergessen, dass wir inzwischen die vierte Zeitzone überquert haben. Die Stadt hat außer einer neugebauten und sehr schönen Moschee nichts zu bieten, schon gar nichts, was an die legendäre Seidenstraße erinnert. Das hatten wir uns anders vorgestellt und sind doch ein bisschen gefrustet.

 

Turkistan

Der heutige Tag hält eine Überraschung für uns bereit…..Autobahn (nach ukrainischem Vorbild) vom Feinsten. Damit erreichen wir unser Zwischenziel, die Stadt Turkistan, sehr viel früher als erwartet (mit der provokativen Feststellung, dass unsere Fahrt durch`s wilde Kasachstan sehr viel langweiliger geworden wäre mit solch einer Prachtstraße).

Turkistan ist eine bunte und überschaubare Stadt mit wunderschön angelegten Blumenrabatten. Hier besuchen wir die herrliche Grabmoschee eines großen islamischen Propheten, der dem einfachen Volk in verständlichen Worten die Lehre des Mohammed nahegebracht hat und sich deshalb großer Beliebtheit und Verehrung erfreut. Mit einem Einkauf auf dem quirligen Basar der Stadt beschließen wir den Tag. Wir sind rechtschaffen müde.

  

 

Aischa Bibi ist unser Ziel am nächsten Tag und mit einem letzten Blick auf das wirklich großartige Grabmal in Turkistan (wir haben vor seinen Toren übernachtet) starten wir und harren der Dinge, die da kommen. Die Besiedelung wird dichter, je weiter wir nach Osten vordringen und so auch der Verkehr, mit einer einhergehenden zunehmenden Polizeipräsenz. Wir sehen unterwegs die ersten Ausläufer des Tien Shan Gebirges mit schneebedeckten 4000ern, an deren Fuße sich blühende Wiesen erstrecken.

 


Am frühen Abend erreichen wir das Grab der Aischa, das sich großer Achtung und Beliebtheit erfreut (eine traurige Liebesgeschichte ist daran geknüpft). Das kleine Mausoleum ist frisch rekonstruiert, ein wunderschöner Garten angelegt. Wir genießen die Stille und freuen uns, als uns die Frage nach einer Übernachtungsmöglichkeit am Ort positiv beschieden wird.

  

 

Nach Alma Ata (Almaty) sind immer noch zwei Tagesfahrten zu bewältigen. Ich spreche besser nicht mehr über Straßenzustände (wir können euch ein abendfüllendes Programm dazu liefern – bitte vorab reservieren :-)))), die überwältigende Präsenz von Schikanen durch Verkehrsführung und Polizei zerrt an unseren Nerven.

Wahrscheinlich haben wir alle Schattierungen von Polizeikontrolle durchlaufen und es fällt uns nicht mehr leicht, freundlich zu bleiben. Die Polizei, dein Freund und Helfer….davon ist man hier meilenweit entfernt. Da ist der Polizist, der noch mit einem freundlichen Lächeln signalisiert, dass wir das Licht nicht eingeschaltet haben (die nette Form auf der Stufenleiter der Kontrollen), dann gibt es den, der meint…. mal sehen, was geht?....der uns mit 72 km/h bei erlaubten 70 km/h stoppt und ca. 45,- € kassieren will (cash), sich am Schluss mit einem Geschenk aus unseren Halloren-Vorräten zufrieden gibt….. dann die (es waren gleich 4), die mit an Erpressung grenzender Aggression eine Strafe für ein angeblich missachtetes Überholverbot rausschinden wollen (das Strafmaß ist allerdings verhandelbar - mit 4x10,- € ohne Quittung, versteht sich, haben wir uns frei gekauft - eine Menge Geld für hiesige Verhältnisse), um die eigene Kasse aufzufüllen und nicht zuletzt die, welche uns (wir stellen uns ganz dumm) aus Verzweiflung weiterfahren lassen. Straßenkontrollen scheint das Big Business für die Polizei zu sein (auf 13 km 4 Kontrollen war das absolute High).

Morgen wollen wir Almaty erreichen. Neben Stadtbummel ist Ausruhen angesagt. Außerdem hat unser Grey Bull seine Befindlichkeiten angemeldet (Luft- und/oder Dieselfilter sind zu reinigen oder auszutauschen ….. kein Wunder).

Die 265 km bis Almaty gehen wir relaxed an. Der erste Regentag seit unserer Abreise in Deutschland hat sich eingestellt. Die hügelige Region um Almaty empfängt uns mir einer Blütenpracht.

  

 

Am Nachmittag des 24. Mai erreichen wir Almaty, die turbulente ehemalige Hauptstadt Kasachstans und ich bewundere mal wieder die stoische Ruhe, mit der mein Habibi dem Verkehrschaos begegnet.

  

 

Um dieses Desaster in einem Satz abzuhandeln….. so wie man hier früher geritten ist, so fährt man jetzt und die Hupe ist das am häufigsten eingesetzte Verständigungsmittel…..ich hätte das Handtuch geschmissen….aber auch meine große Stunde soll heute noch kommen….. Als wir das von uns anvisierte Almaty Camp (ein Campingplatz am Rande der Stadt) ansteuern, müssen wir feststellen, dass es dieses nicht mehr gibt. Die aufstrebende Ökonomie im Land hat hier ein internationales Skizentrum mit mehreren Schanzen, Tribünen etc. entstehen lassen……

Ich kämpfe mich bis zum Direktor des Areals durch, ein sehr netter und hilfsbereiter Mann, und erreiche "dreisprachig" (Russisch, Englisch und mit Händen und Füßen), dass wir während der Dauer unseres Aufenthaltes in Almaty auf dem anlageninternen Parkplatz (der steht unter Polizeischutz – welche Ironie) logieren dürfen.

  

 

Dank einem wahnsinnig schnellen Internet im wunderschönen Rixos - Hotel der Stadt haben wir unseren Bericht endlich aktualisieren und unsere mails checken können. Wir möchten uns ganz herzlich bei den vielen Besuchern unserer Seite bedanken, die uns auf unserer bisherigen Reise begleitet und mit lieben Grüßen und guten Wünschen bedacht haben.

 

Alma Ata / Almaty -  24.05. – 27.05.2013

Almaty, eine quicklebendige, moderne und multikulturelle  Stadt mit vielen herrlichen Parkanlagen, ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt für seine großen und wohlschmeckenden Äpfel.

Almaty ist aber auch eine Stadt mit starken sozialen Kontrasten. Da gibt es einerseits das supermoderne Bankenviertel gleich neben der hochkarätigen, auf Hochglanz polierten Shopping Mall. Gucci, Prada ….. alles, was in der Mode Rang und Namen hat, ist hier vertreten. Die Mall ist gut frequentiert, allerdings weniger von kaufwilligen Kunden.

 

 

 

Nicht weit weg davon finden die Straßenmärkte statt, auf denen vor allem alte Menschen versuchen, aus den noch im „Familienschatz verbliebenen Reichtümern“ ihre schmale Rente aufzubessern. Märkte jeder Art gibt es im Übrigen an allen Ecken und Enden der Stadt. Einem Vergleich mit den orientalischen Märkten hält jedoch keiner stand. Hier gibt es keine „Schnörkel“. Es ist alles zweckgebunden auf den täglichen Gebrauch ausgerichtet, pragmatisch in der Offerte ohne Sinn für Schönheit, geschweige denn Luxus.

 

 

 

Den finden wir allerdings im Hotel Rixos. Zielsicher haben wir im ersten Haus am Platz unser „Büro“ unter Palmen in Beschlag genommen. Den Obolus in Höhe von umgerechnet 30,- € entrichten wir für 2 kleine Stückchen Kuchen und 2 Cappuccini inkl. Service. Da bleibt uns doch mal die Spucke weg, soviel Strom haben wir nicht verbraucht.

 

 

 

An diesem und dem Folgetag erkunden wir die Stadt ausgiebig. Das geht am besten zu Fuß. Neben den Sehenswürdigkeiten wie dem alten Präsidentenpalast, dem Platz der Republik, der schönen russisch – orthodoxen Holzkathedrale im Park der 28 Panfilov – Gardesoldaten oder der zentralen Mosche, begeistern uns ganz speziell im Haus der Stoffe die Riesenauswahl sowie Farben und Muster von Seide, Leinen, Taft, Spitze  ….. aus Korea und Italien…..  für horrende Preise erhältlich.

 

 

 

Wir wollen die Gastfreundschaft unseres Direktors Kantabajev nicht über Gebühr in Anspruch nehmen. Nach drei Tagen wird es Zeit für die Verabschiedung (unser kleines Mitbringsel, eine Flasche Mirabellen - „Schnapps“ – dieses Wort scheint international zu sein, es begleitet uns seit der Ukraine) wird freudig entgegen genommen und wir werden wieder einmal überrascht von kasachischer Gastlichkeit und Zuvorkommenheit. Mit Begleitmannschaft dürfen wir die Skisportanlage besichtigen, der hauseigene Lift bringt uns zu einer Aussichtsplattform mit einem grandiosen Blick über die ganze Stadt.

 

 

 

Aschließend geht es weiter mit einem Kleinbus ins größte Skigebiet Kasachstans, das Shymbulak, Schauplatz für die Winterasienspiele und den privaten Skisport (für den, der es sich leisten kann). Es gibt neben den ultimativen Skilifts eine Seilbahn österreichischer Bauart mit Gondeln, moderne kleine Hotels und auch Wellness ist kein Fremdwort. Selbst Aprés – Ski ist möglich im Café „Terassa“.

 

 

 

Im Siebenstromland

Mit einem weiteren „Geschenk“ des Direktors im Gepäck (wir haben unseren Wassertank mit Trinkwasser auffüllen dürfen – der Test mit Kaliumpermanganat fiel zu unserer Zufriedenheit aus) verabschieden wir uns von Almaty und fahren zunächst einmal die MAN - Werkstatt außerhalb der Stadt an. Unser „Grauer“ meldet verdächtig oft Motorstörung. Die Prozedur (Dieselfilter wechseln) dauert keine Stunde, dann sind wir wieder on tour.

 

 

 

Der Weg führt uns auf der ehemaligen Seidenstraße Richtung Osten in den Altyn Emel Nationalpark. Als wir am Almatiner See vorbeikommen, glauben wir, unseren Augen nicht zu trauen. Hier hat sich doch tatsächlich so etwas wie eine schlechte Kopie von Las Vegas breit gemacht. Neben vielen anderen lockt das Casino – Hotel Aladin mit Einsätzen bis zu 50.000 Dollar. Alles, was recht ist, die Kulisse mag täuschen, aber das Umfeld mit Werkhallen im Hintergrund passt einfach nicht dazu.

 

 

 

Wir suchen das Weite ….. und finden die Weite, bei der unser Herz groß wird, wollen gerade aufatmen …… ich mache es kurz… in Altyn Emel  kommen wir nicht an. Wiederholte Motorstörungen mit sehr deutlichen Aussetzern setzen uns ein Achtungszeichen. Heute können wir nichts mehr bewegen. Also fahren wir am nächsten Tag 200 km in langsamer Fahrt zurück in die Werkstatt ……. und nach dem dritten Anlauf (weitere 2 Filter müssen gewechselt werden) haben wir dann endlich störungsfreie Fahrt. Bei dem Gedanken an den Pamir Highway und die anschließende Fahrt entlang der afghanischen Grenze mit mehreren Pässen über 4.000 Meter sollte unser Auto unbedingt fit sein. Für den Altyn Emel NP ist unser Zeitfenster nun leider geschlossen aber der Scharyn Canyon ruft. Noch einmal eine Übernachtung am „Straßenrand“ und dann haben wir die riesige Sogety-Hochebene im Siebenstromland und den Canyon erreicht. Wir richten uns in der Landschaft häuslich ein, ehe wir den Fußmarsch in die Schlucht antreten.

 

 

 

Wir haben (wie meist auf unserer bisherigen Reise) Bilderbuchwetter. Der Scharyn – Canyon, von den Einheimischen gern als Grand Canyon Kasachstans bezeichnet, ist zwar nicht so riesig wie das amerikanische Vorbild, hat aber seinen ganz eigenen Charme …. und ist zum Anfassen. Wir sind begeistert von den Farben und Formen der Sandsteingebilde und erfrischen uns am Scharynfluss, der am Grund des Canyons fließt. Das Licht der untergehenden Sonne   lässt die Farben des Sandsteins leuchten und die Konturen des Gebirgsreliefs werden klarer, bis sie in der Dämmerung wieder verschwimmen und schließlich ganz verlöschen. Der Wind hat aufgefrischt und es wird Zeit, diesen traumhaften Tag mit einem Schluck Wein (Thummerer Rosé aus Eger in Ungarn) zu beenden.

 

 

 

Nachdem wir mit relativer Sicherheit wissen, dass wir unseren Weg nach Kirgistan nicht wie geplant fortsetzen können (die grüne Grenze zwischen Kasachstan und Kirgisistan ist auf jeden Fall für Transitverkehr wie den unseren geschlossen), treten wir den Rückweg in Richtung Almaty nach Bishkek (der Hauptstadt von Kirgisistan) an. Der Scharyn – Canyon war somit unser östlichster Punkt auf dieser Reise. Wir standen 68 km vor China, verlieren mit diesem Umweg ca. zwei Tage und hoffen, dass dies die einzige negative Überraschung bleibt für unseren Tourplan.

Unterwegs machen wir Halt an einem der größeren Stauseen im Siebenstromland und ……  entdecken ein Steinparadies.

 

 

 

Wir verweilen länger als geplant und haben bei der Weiterfahrt einige Kilo mehr an Bord (für alle, die unseren Tick noch nicht kennen – wir bringen aus so ziemlich jedem Land Steine als Erinnerung mit nach Hause). In einem kleinen Ort vor Almaty nehmen wir in einem der unzähligen und sehr preiswerten uigurischen Straßenrestaurants einen kleinen Imbiss und schlagen uns wenig später noch einmal seitwärts in die Büsche …. Wir stehen ein letztes Mal zum Übernachten am Ortsrand eines kasachischen Auls (der Vorteil: es ist ruhig, der Nachteil: die Nacht ist gegen 5.00 Uhr zu Ende).