Feuerland 18.11.- 25.11.

 

Wir verlassen Chile und reisen bei San Sebastian wieder in Argentinien ein. Die Grenze wurde nach Streitigkeiten beider Staaten zu Hoheitsrechten an der Insel Feuerland (und ihren Ölvorkommen) von Nord nach Süd mit dem Lineal gezogen. Beschwerlich für uns sind die Einfuhrverbote für frische Lebensmittel wie Fleisch, Gemüse und Obst in beiden Ländern. Da heißt es, gut zu haushalten und wer bisher nur nach Rezept gekocht hat, wird hier sehr kreativ in der Zusammenstellung der Gerichte. 

Die kargen, von stürmischen Winden geplagten flachen Ebenen im Norden der Insel gestalten sich in südlicher Richtung zunehmend hügelig. Schon bald  sind die ersten  moosigen Südbuchenwälder in Sicht. Wir fahren vorbei an Wiesen, durch die sich kleine mäandrierende Bäche ziehen, die nach Süden hin zu rauschenden Flüssen anschwellen.  Der allgegenwärtige Löwenzahn färbt die Wiesen gelb, sich abwechselnd mit bräunlich bunten Torfmooren bis die ersten noch schneebedeckten Berge, mit mehr als 1000 m über NN am Horizont auftauchen. Die Natur zeigt sich hier von ihrer rauen und doch unvergleichlich schönen Seite, zumal es die Sonne wirklich gut mit uns meint. 

 

 

 

 

Unser erster Stopp mit Übernachtung ist der „Camping Hain“ in Tolhuin am Lago Fagnano, gegründet von einem ehemaligen deutschen Übersiedler, dessen wunderbar kreativer Enkel den Platz zu einem verrückten Abenteuerspielplatz ausgebaut hat. Hier kommen wir mit unseren Wohnmobilen  unter, werden aufs Beste verköstigt, Florian hat die Gitarre wieder dabei und noch spät am Abend genießen wir bei lausiger Kälte und einem Glas argentinischen Rotwein den Sonnenuntergang am Seeufer.

 

 

Am anderen Morgen begebe ich mich mit meinem Mitstreiter Michael auf  eine Wanderung entlang des Sees bis zur Laguna Negro, offensichtlich eine von Bibern angelegte Moorlandschaft und wir werden nicht enttäuscht .... der Biber zeigt sich sehr interessiert an unserem Besuch. 

 

 

  

Noch am selben Tag setzen wir unseren Weg (110 km, davon 44 km Piste) nach Süden zur Estancia Harberton fort. Das Wetter passt zur mystischen Stimmung des „Geisterwaldes“; es regnet. Für die relativ kurze Strecke benötigen wir dennoch 5 Stunden bis zur Ankunft auf der Estancia. Grund dafür waren die vielen Fotostopps und Abstecher per Pedes in die nahen Torfmoore und die hochgebirgsmäßig anmutende Vegetation rechts und links des Weges.

 

 

 

  

 

 

Viel Gutes gibt es über die spanischen Entdecker der Insel und die Versuche nachfolgender Generationen zur Missionierung der Ureinwohner (bis auf wenige Familien wurden diese ausgerottet) nicht zu sagen. Doch der englischen Missionar Thomas Bridges , Begründer der Estancia Harberton im Jahre 1886, war eine rühmliche Ausnahme. Er hat lange Zeit unter den Eingeborenen gelebt, ihre Sitten und Bräuche studiert und das erste und einzige Wörterbuch zur Übersetzung der Sprache der Ureinwohner ins Englische verfasst. Der Besuch auf Harberton lohnt sich nicht nur aus historischer Sicht. Heute kann man auf der Estancia einen Tee oder Kaffee mit dem guten englischen Gebäck genießen (nicht ganz billig) und dabei die hier ansässigen unzähligen Vogelarten beobachten.

5 Wohnmobile haben den Weg über die Piste gewagt und so sitzen wir, die letzten Sonnenstrahlen genießend bei einem Gläschen Sekt am rauschenden Fluss  und bei nahender Kälte und Regen später in gemütlicher Runde in unserem Greybull.

  

 Danke Jens für die Überlassung dieses "Hummelbildes"!

 

 

Die südlichste mit dem Auto erreichbare Stadt Südamerikas und wahrscheinlich weltweit ist Ushuaia, unser nächstes Ziel und Ziel vieler Abenteurer. Ushuaia ist eine geschäftige Hafenstadt, die heute zunehmend vom Tourismus lebt. Hier fallen die Anden schroff zum Beaglekanal ab und geben nur wenig Raum für die aus bunt zusammen gewürfelten Häusern bestehende Stadt mit ihren steilen Straßen. Berühmte Männer wie Charles Darwin und Schiffskaptitän Fitzroy  haben hier gewirkt. 

  

  

 

 

Die in die Antarktis startenden Schiffe gehen gern hier noch einmal vor Anker. Wir begnügen uns vorerst mit einem Bootsausflug auf den Kanal und umrunden den wohl am südlichsten gelegenen Leuchtturm.

 

 

 

 

 

Ein Test der regionalen Köstlichkeiten in einem der vielen Kultrestaurants darf natürlich nicht fehlen. Angesagt ist der Verzehr der sogenannten Königskrabbe, auf den wir allerdings verzichten (die Tiere werden lebendig am Tisch präsentiert und ausgewählt, danach bei lebendigem Leib in siedendes Wasser getaucht und anschließend am Tisch zubereitet). Das ist nicht unser Ding. Die Wanderung zum Ausgangspunkt der Routa 3 im Nationalpark Tierra del Fuego (eigentlicher Start der Panamericana) bringt unsere fahrlahmen Glieder in Schwung. Von nun an geht es nur noch in Richtung  Norden. Das wird natürlich gebührend gefeiert.

  

 

 

 

Mit einem Besuch bei den Königspinguinen verabschieden wir uns von Feuerland und setzen, diesmal fast allein und in rasantem Tempo (da ohne nennenswerten Wind und bei herrlichem Sonnenschein) mit der Fähre „Patagonia“ über die Magellanstraße zum Festland über. Wir sind inzwischen auch wieder in Chile eingereist und werden in den nächsten Tagen den berühmten Nationalpark Torres del Paine besuchen.

  

 

 

Unsere weitere Berichterstattung werden wir nun  wegen der Übersichtlichkeit unter den jeweiligen Länderrubriken fortsetzen, wobei wir Chile und Argentinien zusammenfassen, da wir die Grenze mehrmals passieren.