Rebellen, Kaffee und Karibikflair 17.02. – 03.03.2020

 

Die unruhigen Regionen Narinjo und Cauca im Süden Kolumbiens veranlassen uns, die Streiks der Opposition abzuwarten und den Grenzübertritt noch einmal um einen Tag zu verschieben  und so passieren wir erst am Montag ohne große Aufregung die Grenze von Ecuador nach Kolumbien.  Kolumbien, ein Eldorado für Botaniker (hier gibt es angeblich bis zu 40.000 endemische Pflanzen, von 250 bekannten Orchideenarten weltweit (?) finden sich 230 (?) davon in diesem Land), einem Land , grüner noch als Ecuador und voller Kontraste mit einer Regierung, die chancenlose Drogenkriege führt, deren Justiz unabhängig von Staat und Regierung handelt (Aussage unseres deutschstämmigen, aus dem Thüringischen kommend und in Pereira lebenden Guides) und in manchen Fällen auch die Selbstjustiz des Volkes für „Recht und Ordnung“ sorgt.

 

Wir durchfahren die Regionen zügig, nicht ohne einen Abstecher zu der berühmten Wallfahrtskirche "Virgen de la Laja" gemacht zu haben.  Bergland, bunte Dörfer und freundliche Menschen begleiten uns. Die Straßenführung, es geht zwischen 800 und 2500 m bergauf und -ab, ist kurvenreich, der Schwerlastverkehr „vom Feinsten“ und blinde Überholvorgänge an der Tagesordnung. Mir steht nach nur 70 gefahrenen  km der Angstschweiß nicht nur auf der Stirn ..... und als wir am Nachmittag endlich Popayan erreichen, atmen wir tief durch. 

  

 

 

  

 

 

  

 

 

 

Die Anspannung fällt erst während der Stadtbesichtigung mit dem Musikbus (Chiva) von uns ab. Popayan, die Villa blanca (weiße Stadt), ist eine moderne Universitätsstadt mit einem alten und gepflegten kolonialen Stadtkern. Wir schlendern durch die Gassen und erst als uns ein kräftiger Regenschauer einholt, flüchten wir in unseren Bus, der uns wieder zu unseren „Rolling Homes“ zurückbringt.

  

  

 

  

 

 

 

 

Der nächste Fahrtag bringt uns in die Kaffeeregion Quindio, eine Region abseits des Widerstandes mit Zeit zum Durchatmen. Die Kaffeefinka in Alcala beherbergt uns für die nächsten 2 Tage und es erwarten uns interessante Ausflüge und unvergessliche Events. Hier treffen wir auch zum ersten Mal auf die zweite Gruppe, die die Panam- Tour einige Tage nach uns angetreten hat. Den Auftakt  unseres Aufenthaltes bildet ein wetterbedingt mystischer Ausflug ins Tal der (bis zu 60 m hohen) Wachspalmen und ein Besuch der inzwischen sehr touristischen Dörfer Salento und Filandia mit ihren idyllischen Placas, umgeben von der obligatorischen Kirche, farbenfrohen Häusern und Geschäften mit bunten, meist kunsthandwerklich ausgesuchten landes-typischen Auslagen und jeder Menge  Kitsch aus China (wie leider weltweit).

 

 

  

 

 

 

  

 

 

  

 

Am Abend gibt es zu fortgeschrittener Stunde das große Zusammentreffen der beiden Gruppen mit reichlich Sangria und Pinacolada, einer grandiosen Liveband, die mit flotten Rhythmen auch die weniger Tanzfreudigen aufs „Parkett“ lockt. Die Stimmung ist ausgelassen und der Abend wird sehr lang.....

..... was uns allerdings nicht davon abhält, bereits am anderen Morgen wieder vollen Einsatz beim „Canopy“ zu zeigen. An zwei bis zu 400 m langen Stahlseilen gesichert, überfliegen wir abschnittsweise die Kaffee- und Bananenplantagen der Finka, queren Täler mit Bambushainen (der Bambus wird hier Guadua genannt) in bis zu ca. 80 m Höhe. Dabei werden Geschwindigkeiten von bis zu 75 km/h erreicht, ein Nervenkitzel der besonderen Art und die Landungen gestalten sich oft ausgesprochen spannend...... (leider fehlen mir hier die optischen Nachweise. Ich selbst habe nicht fotografiert und Hartmuts Bilder kann ich, warum auch immer, nicht laden .... später vielleicht???)

 

 

 

Am Nachmittag werden wir mit  dem Geschehen rund um den Kaffee vertraut gemacht, von der Aussaat und Pflanzung über die Ernte, die heute wie in alter Zeit hier noch händisch erfolgt, bis hin zur Verarbeitung mit abschließender Verkostung .... ein aufwändiger und mühsamer Prozess, der mir den Kaffeegenuss in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt. In traditioneller Tracht gewandet und unter viel Gelächter dürfen wir eine „Testernte“ durchführen (wir müssen die reifen Bohnen suchen und das mindert den Lustgewinn bei dem gebirgigen Untergrund doch erheblich). Die eigentliche Erntehochzeit beginnt erst im April. Die mehr als mannshohen Sträucher liefern dann (zweimal im Jahr) eine Ernte zwischen 20 und 40 kg Kaffeebohnen je Strauch und ein Kaffeepflücker muss mehr als 1 kg Bohnen in 5 Minuten pflücken, um Geld zu verdienen, für uns kaum vorstellbar ..... 

 

 

  

  

  

 

 

  

 

Nach dieser zweitägigen unterhaltsamen Atempause stehen uns 3 strapaziöse Fahrtage mit dem Ziel Cartagena bevor. Die drittgrößte und reichste Stadt Kolumbiens, auch die Perle der Karibik genannt und Ausflugsziel vieler Kreuzfahrtschiffe, lockt mit 7 Tagen Urlaub vom Urlaub. Doch bis dahin sind noch ca. 950 km Strecke zu bewältigen, davon gefühlte 2/3 wieder bergiges und kurvenreiches Gelände. Es geht durch ursprüngliche Landschaften, aufziehende Nebelschwaden zwingen uns streckenweise zum "Blindflug". Die ärmlichen Hütten direkt an der Straße inmitten einer üppigen Landschaft veranlassen mich, über den Begriff Glück nachzudenken und diesen für mich neu zu definieren.

Wir durchfahren bunt durcheinander gewürfelte Ortschaften. Die langen Zuckerrohrtransporter mit bis zu 5 Anhängern bringen uns beim Überholen gelegentlich dazu, in einheimische Fahrgewohnheiten zu verfallen ..... und immer wieder interessant sind die ganz speziellen Personentransporte.

 

 

 

 

  

 

  

 

 

 

 

    

  

 

  

 

 

In Buenavista, dem letzten Übernachtungspunkt vor Cartagena, verabschieden sich 2 Mitglieder unserer Panamericanafamilie von uns mit einem gelungenen Ausstand. Flo ist wieder einmal der Star des Abends und trägt uns zur Versüßung des Abschieds eine eigens dafür komponierte Panamfamilienballade vor, die stürmisch bejubelt wird. Ein bisschen traurig ist es trotzdem, auch wenn noch ein paar Tage des Zusammenseins vor uns liegen. 

 

 

 

Völlig verschwitzt und vom Verkehr Cartagenas total entnervt, treffen wir am Folgetag zum späten Nachmittag auf dem Parkplatz unseres noblen Strandhotels ein. Die Skyline Cartagenas in der Abendsonne hat uns wieder etwas „runtergebracht“. 

 

 

  

 

Sorry, der Horizont ist etwas verrutscht :-))) .... war ein Schnellschuss

 

Jetzt ist Kofferpacken für die nächsten 9 Tage angesagt. Danach muss das Auto für die Verschiffung nach Panama „hergerichtet“ werden. Wir haben zu tun .... erst dann kann der Urlaub vom Urlaub beginnen..... Zimmer mit Meerblick, klimatisiert und ein großes Bett zum richtig „breitmachen“, Schwimmen im Meer und/oder Pool mit Bar, eine tolle Altstadt mit buntem Treiben und Ladenlokalen mit Auslagen zum Verlieben, vielen Straßenverkäufern, Gourmetlokale mit palmenbewachsenen Innenhöfen, das Szeneviertel Getsemani mit seinen skurrilen Cafés und Restaurants, seinen Galerien und tollen Wandmalereien ...... für  jeden Geschmack ist etwas dabei .....

..... und endlich auch einmal Ausschlafen ..... was für ein Segen....

 

Die Stadt von oben zeigt uns, dass der von Stadtmauern umschlossene Altstadtkern nur ein Bruchteil der aufstrebenden Metropole einnimmt. Ein Besuch der Klosteranlage mit Klosterkirche, heute als Museum genutzt, ist lohnenswert und gibt Aufschluss über die Geschichte der Stadt.

 

 

 

  

 

Der anschließende Stadtbummel ist Kontrastprogramm und wirft uns ins pulsierende Leben zurück.

 

 

 

  

 

... und an dieser Stelle bemühe ich wieder die Bildergalerie.....

 

Wir genießen die Tage und lassen die Seele baumeln, denn die hat es wirklich nötig, was ein interner und sehr ehrlicher Erfahrungsaustausch unter uns Frauen so ans Licht bringt .... Die Verschiffungsformalitäten nehmen unsere "Ehegespinste"  zwei Tagen lang in Anspruch, die wir Frauen als Wohlfühltage gestalten dürfen.... z.B. mit einer prickelnden Cokeparty :-)))

 

 

Am letzten Tag des  Februars nehmen wir Abschied von unserem Cochefmanager Dario. Mit seinen 23 Lenzen hat er sich hervorragend geschlagen und uns Alte auch mal in die "Jammerschranken" gewiesen .... Wir werden seine 83 kg (?) gute Laune vermissen. Und auch Jupp und Janne werden nach Panama nicht mehr mit uns reisen, und das leider unfreiwillig mit vor Ort irreparablem Motorschaden. Damit fehlt noch ein Stück Spaß im Leben in unserer Panamfamilie.....

 

 

Wir nutzen den letzten Tag unseres Aufenthaltes im Land, um die monumentale Festung der Stadt aus dem 17. Jh. zu besuchen ( bis in die Katakomben) und das nach Möglichkeit in den Vormittagsstunden ... Alle Kanonen auf der Anlage sind historische Originale, die Holzkarren darunter eher rezent.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Sonnenuntergang mit Sundowner auf der Stadtmauer hat schon etwas von Abschied und der letzte Abend mit dem Musikbus durch die Stadt mit einer Dreimannliveband an Bord bringt noch einmal karibischen Schwung in die Gemüter (ja,leider nicht nur für die, die es wollen).....

 

  

  

 

 

 

In Kolumbien sind wir wahrlich hindurchgebraust, die Mehrzahl der Highlights rechts und links liegen lassend, was wohl den  Sicherheitsbedenken unserer „Führungsriege“ geschuldet und deshalb verständlich war. Im Land selbst fühlten wir uns zu keiner Zeit irgendwelchen Gefahren ausgesetzt. Mit Kolumbien verabschieden wir uns auch von Südamerika und irgendwie habe ich so eine leise Sehnsucht in mir, etwas ganz Besonderes, Unwiederbringliches zurück zu lassen ........

Ab morgen werden wir einen neuen Kontinent, Mittelamerika, bereisen ....  und damit geht es auch in einer neuen Länderrubrik mit unserer Berichterstattung weiter, nämlich Panama.